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Leadership im Gesundheitswesen

Wie (auch) ein Gesundheitsbetrieb zum Leuchtturm der Arbeitgeberattraktivität werden kann

Bis zum Jahr 2030 können wir mit einer 80-prozentigen Steigerung der Nachfrage im Pflegebereich in Österreich rechnen. Etwa ein Drittel des derzeit tätigen Pflegepersonals ist über 50 und wird daher in den kommenden Jahren in Pension gehen, die Belastung im Job  ist auch ohne den Mangel an Personal extrem hoch und der Bedarf an Pflegekräften wird in Zukunft weiter stark ansteigen. In den nächsten 15 Jahren wird die Zahl der über 85-Jährigen alleine auf 327.000 Personen anwachsen, gleichzeitig fällt damit die Zahl der Erwerbsfähigen um etwa fünf Prozent.

Natürlich wirkt sich diese Entwicklung auch auf ArbeitgeberInnen in der Branche aus. Gerade jetzt, mit dem Blick gen Zukunft gerichtet, in welcher es noch schwieriger werden wird, Pflegekräfte zu gewinnen, müssen Unternehmen einen Weg finden, wertschätzende, attraktive und sichere Arbeitsplätze zu gewährleisten. Wie dies geschehen kann, haben wir auf der Business Circle Fachveranstaltung „People & Culture Management in Gesundheitseinrichtungen“ am 20.März 2024 vorgestellt.

St. Vinzenz Klinik - Benchmarking-Champion aus dem benachbarten Bayern

Ein Vorzeigebetrieb im Bereich der Pflege findet sich nämlich ganz nah an der österreichischen Grenze in Pfronten im Allgäu, also auch im erweiterten Einzugsbereich von Reutte. Seit 2009 nimmt das Klinikum St. Vinzenz alle drei Jahre am Wettbewerb um die Besten Arbeitgeber bei Great Place To Work® teil. Dies beinhaltet nicht nur eine umfassende Mitarbeitendenbefragung, sondern auch eine Beurteilung der Personalarbeit und Unternehmenskultur innerhalb des gesamten Unternehmens.

Im Angesicht der Herausforderungen in der Pflege und der Gesundheitsbranche im Gesamten, werfen wir gern einen Blick ins benachbarte Bayern, um diese beeindruckende Erfolgsgeschichte als Inspiration heranzuziehen.

Bis ins Jahr 2006 wurde das Klinikum vom Orden der Barmherzigen Schwestern geführt - dann kam die Privatisierung, welche nicht nur große, betriebliche Veränderungen, sondern auch viele Umstellungen in Unternehmenskultur und Personalarbeit mit sich brachte. Jährlich behandelt das Klinikum mehr als 50.000 PatientInnen ambulant als auch stationär und beschäftigt derzeit etwa 500 Mitarbeitende.

Kulturwandel und Veränderungsprozesse führen zum Ziel

Im Jahr 2009 erlangte das Klinikum St.Vinzenz die erste Auszeichnung durch Great Place to Work® - und damit auch wichtige Einblicke in die Unternehmenskultur und Mitarbeitenden-Zufriedenheit. Aufgrund dieser aufschlussreichen Befragung wurde ein neues Leitbild geplant, Führungskräfte wurden eigens weitergebildet und vermehrt Sozialleistungen angeboten. Nach der ersten Auszeichnung stellte sich die St.Vinzenz Klinik alle drei Jahre der Beurteilung durch GPTW und verbesserte sich dabei stetig. Mit Hilfe der Befragung wurde ein PDCA (Plan-Do-Act-Check)-Zyklus geschaffen, welcher zur stetigen Verbesserung der Zufriedenheit und Sicherung des wirtschaftlichen Erfolgs beiträgt.


Unter anderem wurden folgende Maßnahmen und Tools implementiert:

  • Reduzierung der Arbeitszeit auf 36 Stunden/Woche
  • Lebensarbeitszeitkonto
  • Etablierung eines angepassten, Betrieblichen Gesundheitsmanagements
  • Kinderbetreuung
  • Vielerlei Betriebsfeiern
  • Mitarbeiter-News
  • Psychologische Beratung für Mitarbeitende
  • Einsetzung einer Integrationsbeauftragten für asuländische Fachkräfte
  • Abwechslungsreiche Teambuilding-Maßnahmen
  • Kampagnen fürs “Maximale WIRGefühl”
  • Gesunde Cafeteria
  • Viele Fortbildungen für Mitarbeitende und Führungskräfte

Schritt für Schritt konnte sich die Klinik so erfolgreich und stetig weiterentwickeln.

Die Fortbildungen und Schulungen für Führungskräfte, angelehnt an die Insights und Unterstützung durch GPTW trugen reife Früchte: Im Jahr 2008, also kurz nach der Privatisierung, bestätigten nur 51% der Mitarbeitenden, dass Führungskräfte aufrichtiges Interesse an ihnen als Person zeigten, im Jahr 2023 steigerte sich diese Zahl um ganze 25%. 75% der Mitarbeitenden wissen daher auch: An diesem Arbeitsplatz bleiben sie emotional und psychisch gesund. Sicherlich ein bemerkenswertes Niveau in der Gesundheitsbranche!

Und mit diesen beeindruckenden Ergebnissen ist die Klinik St. Vinzenz nicht alleine.

Seit 2006 zeichnet Great Place To Work® in Deutschland die besten Arbeitgeber im Gesundheitsbereich aus (auch in Österreich möglich). Durch rund 60 Einzelfragen werden Kernthemen wie Unternehmenskultur, Führung, Vertrauen und Anerkennung erhoben.

Die ausgezeichneten Betriebe heben sich auf der Benchmark klar von der Masse ab:

84% der Mitarbeitenden in ausgezeichneten Unternehmen geben an, dass sie ihren Arbeitgeber alles in allem als sehr gut bezeichnen würden - bundesweit liegt der Wert hier nur bei vergleichsweise 64%.
Die Fluktuation liegt bei Unternehmen im Gesundheitsbereich im Schnitt bei 14% - von Great Place to Work® ausgezeichnete Betriebe haben dagegen nur eine 6%ige-Fluktuation und damit eine weit höhere Loyalität ihrer Mitarbeitenden - und dies in Zeiten starken Fachkräftemangels.

„Es macht mich sehr stolz zu sehen, dass unser Engagement, ein ganz besonderer Arbeitgeber im Gesundheitsbereich zu sein, uns einen solchen Erfolg bringt. Das zeigen wir auch stolz mit den Great Place To Work® Auszeichnungen nach außen“, so Martina Lauerbach, Leitung Bereich Personal & Organisation der Klinik St. Vinzenz.

Und auch in Österreich ist es möglich, eine Great Place To Work® Auszeichnung als Gesundheitseinrichtung zu erhalten. Lese hierzu den Erfolgsgeschichte des Kurhaus Schärdings in Oberösterreich.

Über den Autor

Christian Trübenbach ist Senior Culture Coach und zertifizierter Agile Coach bei Great Place to Work® Österreich. Seit über 20 Jahren begleitet er Unternehmen strategisch in der Entwicklung ihrer Unternehmenskultur und setzt dabei auf gemeinsame Reflektion von Befragungsergebnissen und das Empowerment für die eigene Potentialentfaltung.

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