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6. Austrian Sustainability Summit

Ökonomisch und ökologisch erfolgreich ist kein Widerspruch – der 5. Austrian Sustainability Summit

Moritz Mirascija und Franziska Graf eröffneten am 20. März vor über 400 Vortragenden und Gästen den 5. Austrian Sustainability Summit. Die Reise nach heute begann im schon im Juli 2024 mit den ersten Fachbeiratsmeetings. Wie hat sich der Summit in den ersten vier Jahren entwickelt? Mit 180 Personen hat es schon einen guten Start gegeben, jetzt gibt es ein Publikum mit 400 Personen, i9n dem man bekannte und neue Gesichter sieht, , einige sind schon zum 3. oder zu 4. Mal da oder waren sogar immer dabei.

Faktencheck der volkswirtschaftlichen Lage. Prof. Dr. Gabriel Felbermayer, wifo

Wo stehen wir aktuell – und welche Wege führen aus der Flaute?

2025 beginnt bereits das dritte Jahr der Rezession. Es handelt sich um die längste Rezession in der österreichischen Nachkriegsgeschichte. Wie soll man mit leeren Staatskassen und steigenden Preisen zukunftsweisende Politik gestalten? Für 2026 bleibt vorerst nur das Prinzip Hoffnung. Gerade deshalb sind Veranstaltungen wie diese wichtig, um das Problembewusstsein zu schärfen. Aber es gibt Hoffnung: Die derzeit hohe Sparquote könnte im kommenden Jahr wieder zu mehr Investitionen führen. Seit 2023 hat die Industrie jedoch 12 % an realer Wertschöpfung eingebüßt. Österreich hat zwar hohe Einnahmen, aber noch höhere Ausgaben – das führt zu einem Budgetdefizit und zur Notwendigkeit von Einsparungen, was wiederum das Wachstum dämpft. Auch bei den CO2-Emissionen gibt es einen Rückgang – allerdings nicht aufgrund nachhaltiger Produktion, sondern als Folge der Rezession.

Aber es gibt Erfolgsgeschichten in Forschung, Entwicklung und bei Umweltpatenten. Technologischer Fortschritt und Innovation können Business Cases schaffen, bei denen sich Nachhaltigkeit wirtschaftlich rechnet. Das muss auch international vermittelt werden – etwa in Indien oder China. Dafür braucht es überzeugende wirtschaftliche Erfolgsbeispiele.

Ein weiteres Problem: Im europäischen Strommarkt herrschen große Ineffizienzen und Preisunterschiede – verursacht durch fehlende Infrastruktur, Marktineffizienzen und unkoordinierten Zufluss von Wind- und Sonnenenergie. Subventionen sind keien Allheilmittel, siehe Deutschland. Wer den „grünen Stahl“ am teuersten produziert, bekommt die höchsten Subventionen. Das ist keine smarte Politik.

Panel: ESG und der Blick in die unternehmerische Realität

Moderation: Gabriela-Maria Straka, RespAct

‍Natalie Christof, Christof Industries | Reinhard Karl, Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG | Ralf Mittermayr, Saubermacher Dienstleistungs AG | Peter Sattler, Horváth | Christian Schäfer, LAUFEN Austria

Einige Kernaussagen aus der Diskussion:

• Im Reporting gewinnen Nachhaltigkeitskennzahlen zunehmend an Bedeutung – sie sind mittlerweile genauso wichtig wie klassische Finanzkennzahlen.

• Geschäftsmodelle müssen angepasst werden – nicht nur, weil Kund:innen nachhaltiger konsumieren wollen, sondern auch, um als attraktiver Arbeitgeber für neue Talente wahrgenommen zu werden.

• Das gelingt nur, wenn das gesamte Team eingebunden und eine entsprechende Bewusstseinsbildung (Awareness) geschaffen wird.

• Der Wandel begann wie so oft: „Mach’s mal – aber ohne Budget.“ Parallelen zur Vergangenheit drängen sich auf – etwa zu den frühen 1990er-Jahren, als engagierte junge Leute es mühsam durchsetzen mussten, überhaupt eine Website für ihr Unternehmen einzurichten.

• Förderungen spielen eine zentrale Rolle, um Innovation und nachhaltige Entwicklung in Österreich zu halten und zu stärken.

Espresso-Talks und Key Notes

Effizient und nachhaltig wirtschaften – nicht, weil wir „grün“ sein wollen, sondern weil es ein Wettbewerbsvorteil ist.

Im Zentrum der Diskussion rund um ESG steht die Rolle des Aufsichtsrats: Mit der CSRD wird er zur letzten Kontrollinstanz für nachhaltigkeitsbezogene Unternehmensberichte. Eva-Maria Ségur-Cabanac und Christine Catasta betonten, dass ESG nicht nur regulatorische Pflicht, sondern auch strategische Chance ist – für Reputation, Wettbewerbsfähigkeit und Talentgewinnung.

Zentrale Erfolgsfaktoren sind: klare Kommunikation, frühzeitige Vorbereitung, Integration von ESG-Zielen in die Gesamtstrategie und ein glaubwürdiges „Tone from the Top“. Auch Branchen mit hohem CO₂-Ausstoß – wie die Bau- oder Chemieindustrie – sehen zunehmend Chancen in nachhaltigen Lösungen und Kreislaufwirtschaft.

Einblicke aus der Praxis zeigten, wie Unternehmen – von BILLA bis Evonik – Nachhaltigkeit aktiv gestalten: durch Innovation, bessere Kommunikation, Einbindung des gesamten Teams und neue Geschäftsmodelle.

Das EU-Renaturierungsgesetz wirft Fragen zur Umsetzbarkeit auf, wird aber zugleich als strategisches Zukunftsthema verstanden. Der Tenor: ESG ist gekommen, um zu bleiben. Wer den Wandel als Gelegenheit begreift, statt ihn nur zu verwalten, verschafft sich langfristig einen echten Wettbewerbsvorteil.

Quergedacht: Viele Stimmen ein Ziel: Das orchestrale Wechselspiel der Kompetenzen! Mit dem Dirigenten Christian Gansch.

In seiner inspirierenden Keynote verglich Dirigent und Musikproduzent Christian Gansch Unternehmen mit einem Orchester: Viele Stimmen, ein gemeinsames Ziel. Dabei betonte er, dass das ganz und gar nicht esoterisch ist, sondern eine klare Analogie für erfolgreiche Zusammenarbeit und Leadership. Wie in einem Orchester, so in Unternehmen: Nicht alle sehen, was hinter der Bühne geschieht, doch das Zusammenspiel muss präzise funktionieren. Ein besonderer Gedanke galt dem Thema Nachhaltigkeit: Diese braucht, wie das Werk eines Komponisten, Beharrlichkeit. Gansch erzählte vom Komponisten Anton Bruckner, der lange unverstanden blieb, bevor er spät Anerkennung erfuhr – ein Symbol für langfristiges Engagement, Anpassungsfähigkeit und das Vertrauen in den eigenen Weg. Seine Kernaussage: Exzellente Ergebnisse entstehen durch das Zusammenspiel von Handwerk, Präzision und Disziplin – und durch eine wertschätzende, inspirierende Führungskultur.

Mit Seine Kernaussage: Exzellente Ergebnisse entstehen durch das Zusammenspiel von Handwerk, Präzision und Disziplin – und durch eine wertschätzende, inspirierende Führungskultur.

Mit musikalischen Höhepunkten wie Brahms’ erster Sinfonie und dem 3. Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach gelang ein faszinierender Abschluss des ersten Konferenztages. In den Gesprächen beim folgenden Netzwerk-Abend wirkten die Eindrücke, die Christian Gansch vermittelt hatte noch lange nach.

Im Austausch mit dem Rückgrat  der österreichischen Wirtschaft – Mittelstand und  ESG Risiken

Regionale Perspektive: Nachhaltigkeit beginnt vor der Haustür

Willi Bründlmayer, Winzer und Unternehmer, brachte die regionale Sichtweise ein: Der Klimawandel beeinflusst die Landwirtschaft spürbar – steigende Temperaturen fördern zwar das Pflanzenwachstum, bringen aber auch neue Risiken wie Starkregen oder ungleichmäßige Niederschlagsverteilung mit sich. Als kleines Unternehmen könne man zwar global wenig bewirken, aber lokal viel gestalten – etwa durch Bodenverbesserung, Biodiversität und klimaresistente Bepflanzung. Resilienz entsteht durch vorausschauendes Handeln und Antizipation von Veränderungen.

Logistik im Wandel: Nachhaltigkeit als Balanceakt

Jürgen Bauer, Member of the Board Gebrüder Weiss thematisierte die Herausforderungen im Transportsektor: Nachhaltigkeit ist wichtig, aber darf die Kernaufgabe – Waren pünktlich zu liefern – nicht gefährden. Wasserstoff- und Elektro-LKWs sind aktuell noch zu teuer, grüne Transportlösungen stoßen oft an wirtschaftliche Grenzen, wenn Kunden nicht bereit sind, durch grüne Logistik entstehende Mehrkosten zu tragen.

Technologie und Innovation als Treiber

Im „Changemaker Pitch-Forum“ wurden innovative Geschäftsmodelle vorgestellt:

• Treely (Christian Lutz): Der Wald als Wirtschaftsfaktor – CO₂-Speicherung, Stadtkühlung und Erholung. Unternehmen können durch den Kauf von hochwertigen CO₂-Zertifikaten aktiven Klimaschutz betreiben.

• osapiens (Valerie Kranabatter): Automatisiertes ESG-Reporting entlang der Lieferkette. Die Softwarelösung analysiert Risiken laufend – aus den gesammelten Daten entstehen konkrete, umsetzbare Empfehlungen. Ziel ist maximale Automatisierung und Effizienz.

• EcoNetix (Paul Nimmerfall): Globales CO₂-Asset-Management. Das Unternehmen will Transparenz im Klimazertifikate-Markt schaffen und Projekte nach Preis und Effektivität vergleichbar machen – direkt an der Quelle.

Corporate Best Practices: Wienerberger

Mark van Loon von Wienerberger betonte, wie wichtig es ist, Nachhaltigkeit nicht nur extern zu kommunizieren, sondern auch intern zu verankern. Der Baustoffhersteller ist in 28 Ländern tätig, und viele historische Wiener Gebäude wurden mit Produkten des Unternehmens errichtet – ein Zeichen für Langlebigkeit. Heute liegt der Fokus auf der Reduktion des Energieverbrauchs von Gebäuden, da dieser weltweit 28 % des Gesamtverbrauchs ausmacht. Verbundwerkstoffe verbessern die Dämmleistung, sind aber schwerer zu recyceln – hier braucht es Innovationen. KI kann helfen, Ineffizienzen zu erkennen, aber keine völlig neuen Lösungen schaffen – dafür ist menschliche Kreativität gefragt.

Der Schlüssel zur erfolgreichen ESG-Transformation liegt laut allen Expert:innen in der Kombination aus Technologie, Kommunikation, Anpassungsfähigkeit und bewusstem Handeln auf allen Ebenen – vom Konzernvorstand bis zur kleinen Landwirtschaft.

2030: Klimapolitische Weichenstellung – die Rolle von Interessensvertretungen und Entscheidungsträger:innen in der Klimapolitik

Zum Abschlusspanel lud die Moderatorin Franziska Graf auf die Bühne:

Daniel-Sebastian Mühlbach, Österreichische Post | Katharina Rogenhofer, Kontext Institut | Maria Kollar, ÖGW I Jasmin Duregger, Greenpeace I Katharina Häckl-Schinkinger, Caritas

Einige Aussagen aus den Redebeiträgen:

• Eine schönere Welt schaffen: sauberes Wasser, gute Luft, lebenswerte Städte – dafür müssen wir nicht ausschließlich auf CO₂ schauen. Diese Ziele sind auch für sich genommen wertvoll.

• Ist das Glas halb leer oder halb voll? Ein Perspektivwechsel weg von Doomsday-Szenarien ist wichtig – wir haben bereits viel erreicht.

• Die EU agiert oft schwerfällig wie ein Supertanker – daher ist es entscheidend, die oberste Ebene mitzunehmen, um die Steuerung zu behalten. Stop-and-Go-Politik schadet – auch der Glaubwürdigkeit.

• Klimaschutz muss sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren – insbesondere jener, die sich nicht alle paar Jahre das neuesten klimafreundlichen Haushaltsgeräte leisten können.

• Wenn sich etwas am Anfang ungewohnt anfühlt, heißt das nicht, dass es falsch ist.

Ein starker Abschluss – und ein Blick nach vorne

Zwei intensive Tage, unzählige Impulse – der 5. Summit hat einmal mehr gezeigt, wie viel Kraft im gemeinsamen Denken und Tun steckt. Jetzt geht es darum, das Gehörte mitzunehmen: in unsere Unternehmen, unsere Teams, unsere Entscheidungen. Was haben Sie sich in Ihr Notizbuch geschrieben? Welche Gedanken begleiten Sie zurück in den Alltag?

Lassen Sie uns über Branchengrenzen hinweg denken – gerade die Argumente aus anderen Sektoren können helfen, festgefahrene Denkmuster aufzubrechen. Nicht die Frage „Warum wir?“, sondern: „Wie machen es andere – und was können wir daraus lernen?“

Wir freuen uns über Ihr Feedback, denn Ihre Rückmeldungen helfen uns, besser zu werden. Bleiben Sie kritisch, hinterfragen Sie – und vor allem: Lassen Sie sich nicht entmutigen.

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