New Leadership in Zeiten von und mit Corona
Human Resources lebt von Veränderungen, gerade in bewegten Zeiten wie diesen. Veränderungen sind aber auch immer ein Motor für Neues. So mussten in den vergangenen Monaten Digitalisierung, Transformation und Remote Work komplett neu gedacht werden. Damit umzugehen, stellte Führungskräfte und Mitarbeiter auf eine Geduldsprobe, gerade dann, wenn man zusätzlich noch den Spagat zwischen systemrelevanten Filialgeschäften und Home-Office spannen muss.
Jens Berger, Senior Vice President People bei der Fressnapf-Gruppe, wird bei der PoP - Power of People am 21. / 22. September in Frauenkirchen zu New Leadership in Zeiten von und mit Corona sprechen. Vorab haben wir bei Jens Berger nachgefragt, wie dieser Spagat funktionieren kann, welche Rahmenbedingungen es für die erfolgreiche Umsetzung braucht und wie sehr die Unternehmenskultur unter diesen Arbeitsbedingungen litt.
Business Circle: Herr Berger, Sie sind Senior Vice President im Bereich People und waren in den vergangenen Monaten mit besonderen Herausforderungen konfrontiert: Einerseits Fressnapf als systemrelevantes Unternehmen, andererseits wurden Ihre Mitarbeiter vom Campus in Krefeld ins Home-Office geschickt. Wie erging es Fressnapf während dieser Zeit?
Jens Berger: Wir waren auf die Corona-bedingten Maßnahmen als Unternehmen sehr gut vorbereitet, da wir bereits eine spezielle Form des Home-Office, nämlich das sogenannte Flex-Office praktizieren. Erfahrungen, die wir vor Corona gemacht hatten, haben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geholfen, sich schnell auf die neue Arbeitssituation einzustellen. Natürlich gab es aber auch Bereiche in denen vor Ort gearbeitet werden musste, wie beispielsweise die Logistik. Bei allen Entscheidungen war eines immer klar: Die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht stets im Vordergrund.
Business Circle: Wie wurde Home-Office geregelt? Wie wurden die Mitarbeiter darauf vorbereitet?
Jens Berger: Wir haben bereits 2019 begonnen, unsere schon länger geltende Flex-Office-Regelung von ein auf zwei Tage in der Woche auszuweiten. Das Konzept dahinter sieht vor, dass jeder Mitarbeiter zwei Tage pro Woche, in Abstimmung mit der Führungskraft, von zuhause arbeiten kann. Somit hatten wir schon eine gute Basis für das Home-Office gelegt, denn der Großteil der Mitarbeiter war mit dem System bereits vertraut. Die Mitarbeiter konnten zu jedem Zeitpunkt, auch mit ihrem privaten Gerät, auf die Cloud der Firma zugreifen. Hier mussten wir lediglich die Serverkapazität erhöhen, weil die Belastung natürlich viel höher war. Zu Beginn hat jeder Mitarbeiter Unterweisungen bekommen, wie er sich im Flex-Office korrekt und für die Erhaltung der eigenen Gesundheit verhalten soll. Auch Tipps für den täglichen Alltag, wie Routinen, etc. waren dabei. Es wurden Regeln festgelegt, in welchem Zeitfenster auf Anfragen der Kollegen reagiert werden sollte, natürlich immer an die individuelle Situation angepasst. Denn ein Mitarbeiter, der neben der Arbeit zusätzlich die Kinderbetreuung und Homeschooling bewältigen muss, braucht größere Zeitfenster und mehr Flexibilität. Darauf wurde Rücksicht genommen.
Business Circle: In den vergangenen Wochen und Monaten mussten sich speziell Führungskräfte neu finden: Lead in Zeiten von Home-Office erfordert ein neues Mindset. Wie haben Ihre Führungskräfte diese Herausforderung angenommen?
Jens Berger: Natürlich war es vor allem für die Führungskräfte eine herausfordernde Zeit. So haben wir uns überlegt, wie wir bestmöglich unterstützen können und was in so einer Zeit wichtig ist. Bei uns waren es u.a. die „Brown Bags“: Wissenswertes rund um Themen in Zeiten von Home-Office, Home-Schooling & Co. Kleine kommunikative Häppchen, mit denen die Führungskräfte sicherer im Umgang mit Themen rund um Führung auf Distanz, virtuellem Onboarding etc. gemacht worden sind.
Business Circle: Wo wurden Schwerpunkte gesetzt?
Jens Berger: Uns war vor allem wichtig, dass die Führungskräfte Kontakt mit den Mitarbeitern halten, sie informieren und ihnen auch Sorgen nehmen. Die Führungskräfte wurden angehalten, tägliche Calls mit ihren Teams zu führen, vor allem aber auch regelmäßig virtuelle Meetings einzuberufen, damit man auch wieder Gesichter zu den Namen sieht. In punkto Kommunikation war es uns wichtig, die Mitarbeiter regelmäßig zu informieren und zu unterstützen. Das funktioniert bei uns über die FressnAPP. Zusätzlich haben wir FAQs verfasst, um Unsicherheiten und Ängste zu nehmen. Denn natürlich treten Fragen auf, wenn man von einem Tag auf den anderen in 100 % Home-Office geschickt wird.
Business Circle: Gerade in Corona-Zeiten hat insbesondere die Unternehmenskultur sehr stark gelitten. Wie geht man damit am besten um?
Jens Berger: Sie hat nicht gelitten. Ganz im Gegenteil: unsere unverändert starken Werte haben weiter an Bedeutung gewonnen. Menschlich & verlässlich beispielsweise zeigt sich einmal mehr. Wo es vorher schon einmal Abgrenzungsdiskussionen gab, werden heute Hilfsbereitschaft und gegenseitige Unterstützung großgeschrieben.
Grundsätzlich war es aber auch hier wichtig, neue Konzepte und Ideen zu entwickeln, die dieser neuen Situation Rechnung tragen und die Chance bieten, Beziehungen auch remote zu pflegen. So haben wir gemeinsam virtuelle Pausen gemacht, „Bier nach Vier“ zusammen getrunken und auch unseren „Wachmacher“ – ein Frühstück für MitarbeiterInnen im Dialog mit unserer Geschäftsführung – virtuell umgesetzt. Aber eines ist natürlich auch klar: Nicht jedes Event lässt sich digital umsetzen. Fressnapf ist in diesem Jahr 30 geworden und natürlich wollten wir dieses Jubiläum groß feiern. Das ist leider nicht möglich. Ich bin allerdings sicher, dass wir das - hoffentlich kommenden Sommer - nachholen werden.
Wir freuen uns, Sie bei diesem Event begrüßen zu dürfen. Die Details zur PoP finden Sie auf unserer Website: https://businesscircle.at/human-resources/konferenz/pop-power-of-people/