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Lehrlingsforum 2025

11. Lehrlingsforum: Wir haben die Möglichkeiten und Fähigkeiten, zukünftige Fachkräfte selbst auszubilden.

Am 28. November eröffneten Kathrin Kuess und Moderatorin Karin Bauer das 11. Lehrlingsforum mit einem klaren Statement: „Starke Lehrlinge = starke Wirtschaft – starke Innovation.“ Dies ist nicht nur ein Wunsch, sondern auch ein gemeinsamer Anspruch. Besonders bemerkenswert: Über 40 % waren erstmals dabei, und die Community wächst stetig. Auch die Branchenverteilung war ausgewogen, mit Vertretungen aus Industrie, Dienstleistung, öffentlicher Hand, Infrastruktur und Handel.

Weichenstellung für morgen - die Rolle der Lehre im Wandel der Arbeitswelt - Eva Landrichtinger, Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft

Im ihrem Eröffnungsvortrag hob Eva Landrichtinger, Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft, die besondere Bedeutung der dualen Ausbildung hervor. Auf ihren internationalen Terminen erfährt sie immer wieder, wie sehr das duale Ausbildungsmodell, das es in dieser Form nur in Österreich und Deutschland gibt, überlegen ist und geschätzt wird. Zukünftige Anforderungen wie Innovation, Qualität und Nachhaltigkeit machen es notwendig, bestehende Berufsbilder weiterzuentwickeln und neue zu schaffen. Moderne Technologien und Arbeitsmethoden machen die Lehre flexibler und praxisorientierter, wenn sie richtig eingesetzt werden. Die Lehre darf keine Einbahnstraße sein: Lehrlinge müssen die Möglichkeit haben, Karrieren bis an die Spitze eines Unternehmens zu verfolgen. Dies ist essenziell für die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität der Lehre.

Danach folgre eine einsichts- und aufschlussreiche Diskussion. Unter der bewährten Moderation von Karin Bauer, DER STANDARD betraten Eva Landrichtinger, Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft | Vincent Reisner, Schülerunion Österreich | Iris Schmidt, AMS Oberösterreich | Alyssa Schneebaum , Snowtree CCT und Jutta Perfahl-Strilka, hokify das Podium

Hier einige Kernaussagen aus der Diskussion:

  • Lehrberufe dürfen nicht als verstaubt wahrgenommen werden. Die Lehre muss modern und zukunftsorientiert gestaltet werden, um Jugendliche anzusprechen.
  • Eltern spielen eine entscheidende Rolle, haben aber oft ein falsches Bild von der Lehre als zweite Wahl im Bildungsweg.
  • Lehrlinge haben oft das Gefühl, von der Gesellschaft als weniger intelligent wahrgenommen zu werden, nur weil sie keine Matura haben. Eine Überakademisierung wie in anderen Ländern ist aber der falsche Weg. Man braucht keinen Bachelor, um Maurer oder Bäcker zu sein.
  • Junge Menschen suchen heute auf Plattformen wie TikTok, Instagram oder Snapchat nach Informationen, aber weniger als 10 % der österreichischen Unternehmen sind dort präsent.
  • Neben den Eltern müssen besonders auch Lehrer und Lehrerinnen könnten motivierter werden, aktiv Werbung für die Lehre zu machen.
  • Gute Bildung garantiert unsere Zukunft, sdas darf nicht dem Zufall überlassen werden, Es braucht Zusammenarbeit zwischen Ministerien, Schulen und Unternehmen. Und damit sich diese vernetzen und miteinander ins Gespräch kommen, gibt es das Lehrlingsforum.

Ernst Leo „Golli“ Marboe: Mehr Prävention für „mental health“ - was können wir tun, damit in unserer Gesellschaft / in unseren Betrieben weniger Menschen psychisch krank werden.

Er hat wunderbare Enkelkinder und wünscht sich für sie, dass sie gute Freunde finden, selbst gute Freunde sein können und auch mit Eltern und Vorgesetzten gut auskommen. Doch das Thema psychisches Wohlbefinden ist ihm besonders wichtig – ein Anliegen, das aus einem tragischen Verlust entstanden ist: 2018 nahm sich sein Sohn mit nur 29 Jahren das Leben. Rückblickend fragt er sich: „Warum haben wir nicht gemerkt, dass er nicht nur schlecht drauf war, sondern ernsthaft krank und gefährdet?“ Um sicherzustellen, dass der Tod seines Sohnes nicht sinnlos war, gründete er die Mental Health Days – speziell auch für Lehrlinge. Die Schwerpunkte liegen auf altersgerechten Themen wie Mobbing, Alkohol, Bodyshaming und Online-Sucht. Sein Ziel ist es, psychische Gesundheit so normal zu machen wie ein Gespräch über Fußball. Er erklärte, dass psychische Probleme genauso professionelle Hilfe benötigen wie körperliche Verletzungen: „Man würde ja auch keine Blinddarmoperation selbst durchführen, sondern einem Chirurgen vertrauen. Lehrerligsausbildner sind nicht darauf vorbereitet, solche Probleme allein zu lösen. Was sie jedoch tun können, ist zuzuhören – mit Liebe, Mitgefühl und Respekt. Manchmal ist das schon alles, was gebraucht wird.

Ist passgenau … noch passend? – Quer-gedacht-Session mit Michelle Euzet

Michelle Euzet eröffnete ihren Vortrag mit zwei Fragen: Hast du schon einmal aufgrund von Vorurteilen jemanden in eine Schublade gesteckt? Und: Hattest du schon einmal das Gefühl, selbst in eine Schublade gesteckt zu werden? Ihre allgemeine Erfahrung ist, dass die erste Frage oft verneint wird, während bei der zweiten Frage sehr viele bejahen.

Das Google-Aristoteles-Projekt untersuchte, wie Teams so zusammengesetzt werden sollen, um sie maximal erfolgreich zu machen. Der wichtigste Faktor laut Studie ist psychologische Sicherheit. Psychologische Sicherheit bedeutet nicht, dass Fehler gemacht werden sollen, sondern dass sie offen angesprochen werden und aus ihnen gelernt wird. Ein Team funktioniert dann optimal, wenn Mitglieder Fragen stellen, Risiken eingehen und ohne Angst vor Konsequenzen Bedenken äußern können.

Please, play seriously.

(Michelle Euzet)

Diversity ist keine Frage des „Gutmenschen-Denkens“ oder von Quoten allein. Teams werden nicht automatisch erfolgreicher, nur weil sie vielfältig sind. Diversity Management bedeutet, gezielt Eigenschaften, Perspektiven und Fähigkeiten zu integrieren, die dem Team fehlen. Es geht nicht darum, wer beispielsweise einen Rock trägt, sondern darum, welche Kompetenzen und Erfahrungen das Team bereichern. Leichtfüßigkeit und Humor fehlen in vielen Teams. Führungskräfte sollten nicht nur „walk the talk“, sondern „perform the talk“ – sie müssen zeigen, was ein diverses Team leisten kann. Dabei gilt es, zwischen Qualität und Fehlertoleranz zu balancieren, denn beides ist für den Erfolg entscheidend.

Was wäre eine Business Circle Konferenz ohne eine begeisternde Abendveranstaltung? Beim heurigen Lehrlingsforum gab es dann passend zur Woche vor dem ersten Advent schon Punsch und Maroni.

Breakfast Briefing: Lehrlingsspiegel 2024

Im Rahmen des Lehrlingsforums präsentierten Mario Filoxenidis (EUCUSA) und Robert Frasch (lehrlingspower.at) die Ergebnisse der ersten neutralen Lehrlingsbefragung – ein Meilenstein in der Analyse von Lehrlingszufriedenheit und -wahrnehmung. Die Befragung verfolgt einen neuen Ansatz, um exzellente Lehrbetriebe objektiv zu identifizieren und konkrete Verbesserungspotenziale aufzuzeigen. Von offizieller Seite beauftragte Studien liefern oft ein besonders geschöntes oder besonders negatives Bild, je nach Intention der Auftraggeber. Ziel war es, die Perspektiven der Lehrlinge authentisch und anonymisiert einzufangen.

Einige Erkenntnisse der Befragung:

• Image der Lehre: Die Lehre wird immer noch zu wenig als erfolgreicher Karrierepfad wahrgenommen und immer noch als minderwertig im Vergleich zum Studium angesehen. Diesem Imageproblem kann man vor allem mit guten Erfolgsgeschichten begegnen.

• Abbruch der Lehre: Zu Beginn der Lehre herrscht noch Euphorie, die jedoch im zweiten und dritten Lehrjahr häufig abflacht, man kann von einem „Tal der Tränen“ sprechen. Wenn man bis ins vierte Lehrgang durchgehalten hat, steigt die Motivation wieder, weil das Ziel vor Augen steht. In der Mitte der Lehrzeit sind also Ausbildungs- und Führungskräfte besonders als Motivatoren gefordert.

• Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis: Viele Lehrlinge empfinden das in der Berufsschule Gelernte als wenig praktisch anwendbar. Bei der schnellen technischen Entwicklung darf der Anschluss nicht verloren gehen.

Ein krönender Abschluss: Bühne frei für den Staatspreisträger „Beste Lehrbetriebe - Fit for Future 2024“

XAL Holding: Von der Leuchte zur Lehre

Lehrlinge bringen die unterschiedlichsten Hintergründe, Ideen und Pläne mit. „Man kann sich kaum vorstellen, was entsteht, wenn man ihnen freien Lauf lässt und ihre Potenziale entfalten können,“ so Sabrina Bauer. Die Herausforderung besteht darin, diese Vielfalt positiv zu nutzen und jungen Menschen Raum für Kreativität zu geben.

Manigatterer: TikTok als Lehrlingsmagnet

Ein TikTok-Video der Lehrlinge, das ursprünglich aus einer eigenen Idee entstand, wurde zum Erfolg: 84.000 Aufrufe für ein 30-Sekunden-Video, das 30 Stunden Drehzeit beanspruchte. Die Lehrlinge wurden nicht nur unterstützt, sondern auch ermutigt, ihre Kreativität einzubringen. Das Ergebnis: Jugendliche, die zuvor keine Verbindung zur Firma hatten, zeigten plötzlich Interesse. Aussagen wie „Ich wusste gar nicht, dass man bei euch eine Lehre machen kann“ oder „Arbeiten bei euch sieht echt nach Spaß aus“ waren häufig. Die Erkenntnis: Je authentischer das Video, desto mehr Erfolg – Hochglanzwerbung wirkt bei der Zielgruppe nicht.

Starlim Spritzguss: Eltern als Schlüssel zum Erfolg

Neben den Lehrlingen stehen auch deren Eltern im Fokus: „Eltern und sogar Großeltern wollen genau wissen, wo ihr Kind arbeitet.“ Typische Fragen betreffen Themen wie Busverbindungen, Kantine und Betreuung im Betrieb. Starlim setzt auf klare Kommunikation und bietet Q&A-Seiten auf der Website sowie Elternabende, bei denen Lehrlinge und Eltern sich bereits vor Ausbildungsbeginn kennenlernen können.

Kathrin Kuess und Karin Bauer stellen in der abschließenden RECAP-Session noch einmal heraus, dass es jetzt an den Betrieben und weiteren Stakeholdern liegt, die Lehre als attraktiven Karriereweg zu positionieren. und die gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Wertschätzung und Authentizität sind entscheidend für eine erfolgreiche Lehrlingsarbeit.

Lehrlingsausbildung ist für uns:

• Ein Herzensprojekt

• Die Zukunft

• Etwas ganz Besonderes, in den meisten anderen Ländern gibt es das ja gar nicht.

Das nächste Lehrlingsforum findet statt am 27. / 28. November 2025

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