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Lehrlingsforum 2025

Lehrlingsausbildner als der coolste Job im Unternehmen: Interview mit Daniel Bitschnau von Hilti

Daniel Bitschnau ist gelernter Maschinenschlosser und Ausbildungsleiter bei Hilti. Wir sprechen darüber, warum Ausbildung Führungsarbeit ist und wie man die richtigen Persönlichkeiten findet, die gern mit Jugendlichen zusammenarbeiten und ihr Wissen weitergeben.

Business Circle: Sie sind als Lehrlingsausbilder in einem Unternehmen tätig, das auf hochwertige Werkzeuge spezialisiert ist. Könnten Sie kurz skizzieren, wie Sie Ihr Weg dorthin geführt hat und was Sie persönlich motiviert, gerade in dieser Rolle zu arbeiten?

Daniel Bitschnau: Meine berufliche Laufbahn begann mit der Lehre als Maschinenschlosser, gefolgt von einer intensiven Vorbereitung auf die Teilnahme bei den WorldSkills, für die ich zwei Jahre trainiert habe. In den darauffolgenden Jahren habe ich in kleinen, mittelständischen und großen Unternehmen gearbeitet, wo ich immer die Verantwortung für die Ausbildung von Jugendlichen übernommen habe. Da es mich sehr interessierte, wie Hilti Lehrlinge ausbildet, wechselte ich im Jahr 2011 als Lehrlingsausbilder zu Hilti Thüringen. Seit 2013 leite ich den gesamten Bereich der Berufsausbildung. In dieser Rolle bin ich für die Organisation und Weiterentwicklung eines Teams von rund 100 Personen verantwortlich. Was mich besonders motiviert, ist die Arbeit mit der Jugend. Sowohl beruflich als auch privat (als Trainer im Skisport für den Spitzensport) hat mir der Kontakt und die Arbeit mit Jugendlichen immer große Freude bereitet. Es ist spannend, ihr Potenzial zu erkennen und sie dabei zu unterstützen, dieses voll zu entfalten.

BC: Sehen Sie grundsätzliche Unterschiede hinsichtlich Motivationsfaktoren, Karrieresprungbrett und Innovation zwischen einer handwerklichen und einer kaufmännischen Ausbildung?

Bitschnau: Bei Hilti gibt es diesbezüglich keinen Unterschied. Sowohl im handwerklichen als auch im kaufmännischen Bereich spielen dieselben Motivationsfaktoren eine Rolle und beide Berufsbereiche haben dieselben Chancen, sich weiterzuentwickeln und Karriere zu machen.

BC: Die Ausbildung als Sprungbrett für Innovation & Leadership kann nur funktionieren, wenn die Personen auch entsprechend im Unternehmen verbleiben. Haben Sie neben der Lehrlingsausbildung auch spezielle Strategien oder Konzepte zur langfristigen Bindung an das Unternehmen?

Bitschnau: Bereits während der Lehrzeit starten unsere Lehrlinge mit dem Persönlichkeitsentwicklungsprogramm „Journey to mySelf“. Dieses Programm hilft ihnen, sich selbst besser kennenzulernen und Fragen wie „Wer bin ich?“ und „Wo will ich hin?“ zu beantworten. Dadurch können wir gemeinsam langfristige Entwicklungswege definieren. Für jeden Mitarbeitenden wird ein individueller Entwicklungsplan erstellt (Two-Step-Career-Plan). Dabei gibt es Möglichkeiten für interne Weiterentwicklung mit internen Trainings, Meisterprüfung, … oder die Möglichkeit für ein berufsbegleitende Studium oder Vollzeitstudium. Besonders wichtig ist es, den Kontakt zu Mitarbeitenden auch während ihrer externen Weiterbildungen zu halten. So werden z.B. Studierende während ihres Studiums weiterhin von Führungskräften begleitet. Dies schafft Bindung und ermöglicht eine langfristige Perspektive im Unternehmen.

BC: Wenn Sie die Auswahl der Wahl der Ausbilder als entscheidender Erfolgsfaktor angesehen, wie identifiziert und fördert HILTI gezielt die besten Talente für diese Rolle?

Bitschnau: Die Mitarbeitenden werden ca. 5 Jahre lang beobachtet und von Mentoren gecoacht und begleitet. Zusätzlich erfolgt die weitere fachliche Ausbildung (Meisterprüfung, HTL, Bachelor, Master).

BC: Ein herausragender Ausbildner zeichnet sich nur durch technisches Wissen, sondern auch durch pädagogische und kommunikative Fähigkeiten aus. Haben Sie ein Train the Trainer Programm, mit dem Sie die Weiterentwicklung Ihrer Ausbilder sicherstellen und welche Maßnahmen wenden Sie da an?

Bitschnau: Unsere Ausbilder bilden sich in ihrer fachlichen und pädagogischen Entwicklung in vielfältiger Weise weiter und werden dabei gefördert. Hier einige Beispiele:

- Ausbildung und Qualifizierung in der Akademie für Ausbilder in den drei Zertifikatsstufen inkl. Projektarbeit, beginnend mit der Stufe Zertifizierter Ausbilder bis hin zum Diplomierten Ausbilder; www.akademie-ausbilder.eu/vorarlberg/die-akademie/

- Persönlichkeitsentwicklung durch kontinuierliche Teilnahme am Selbst-Entwickler Programm von Jens Corssen und Andrew Bannon; www.selbstentwickler.com

- Jährliche Trainings zur Hilti Unternehmenskultur „The Hilti Way“

- Jährliche Exkursion des Ausbilder-Teams: Austausch mit anderen Unternehmen und Kennenlernen von Best-Practice-Beispielen im Bereich Lehrlingsausbildung anderer Unternehmen

- Hilti-internes Mentoring- und Coaching-Programm

- Regelmäßiger Austausch mit Ausbilder-Kollegen an Hilti-Standorten in AT, DE, FL, CH

- Austausch und aktive Mitarbeit in den Arbeitskreisen und Prüfungskommissionen der Wirtschaftskammer Vorarlberg

- Regelmäßige Teilnahme an diversen Fachmessen im In- und Ausland

-Ermöglichung von berufsbegleitender Aus- und Weiterbildung der Ausbilder: isterprüfung / berufsbegleitendes Studium (Bachelor- und Masterstudium)

Hinzu kommen die Unterstützung und das Coaching durch die langjährigen, erfahrenen Ausbilder im täglichen Umgang mit den Lehrlingen.

Wichtig ist, dass das Management dahintersteht

BC: Wie kann man sich selbst als Ausbildner unternehmensintern so positionieren, dass es als „coolster Job“ wahrgenommen wird und für qualifizierte Mitarbeiter besonders attraktiv ist?

Bitschnau: Für einen Ausbilder allein, ist das sehr schwierig. Wichtig ist, dass das Management eines Unternehmens dahintersteht und dass die Wertschätzung für den Ausbilder-Job vorhanden ist. Es ist wichtig, dass der Ausbilder eine „Bühne“ bekommt, um sich und seine Arbeit sichtbar zu machen und zu präsentieren (zB Erfolge, Projekte, …) Außerdem ist es wichtig, dass Ausbilder bei strategischen Themen / Entwicklungen miteinbezogen werden.

Das attraktive am Job ist, dass eine klarer Karriereweg dahintersteht und der Ausbilder sich stark weiterentwickeln kann. Er hat die Möglichkeit Führungskompetenzen zu erlernen, die für jede zukünftige Führungsrolle extrem wertvoll und nützlich sind.

Der Ausbildner ist eine Führungsposition.

BC: Welche Botschaft möchten Sie aus Ihrem Round Table Menschen im Publikum mitgeben, die überlegen, in die Rolle des Ausbilders oder der Ausbilderin zu wechseln?

Bitschnau: Die Rolle aus Ausbilder ist vielfältig und interessant und bringt einem im Erlernen von Führungskompetenzen und in der Persönlichkeit weiter. Grundvoraussetzung, um die Rolle erfüllen zu können ist, dass man gerne mit Jugendlichen zusammenarbeitet und Freude daran hat, sein Wissen weiterzugeben.

BC: Sehr geehrter Herr Bitschnau, wir danken Ihnen für diese umfangreichen Einblicke und freuen uns, Sie bald beim Lehrlingsforum persönlich zu begrüßen!

Daniel Bitschnau, Ausbildungsleiter mit umfassender Erfahrung in Kleinbetrieben, mittelständischen Unternehmen und der Industrie, betont die oft unterschätzte Bedeutung der Ausbilderrolle. Er unterstreicht, dass es kein Zufall sein darf, die besten Ausbilder:innen zu finden. Stattdessen muss dies Teil einer klaren Entwicklungsstrategie sein, die die Position des Ausbilders zu einem attraktiven Job macht. Nur so kann sichergestellt werden, dass die nächste Generation von Fach- und Führungskräften optimal ausgebildet wird. Beim Lehrlingsforum 2024 ist gestaltet er einen Round Table zum Thema: Keine Kompromisse: Ausbilder:innen zu finden, darf kein Zufalls sein!“.

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