Kann KI die Arbeitszufriedenheit von CFOs verbessern?
In einer Zeit, in der Finanzchefs massiven Erfolgsdruck verspüren, setzen viele große Hoffnungen in die Möglichkeiten der KI. Sind diese Träume realistisch oder werden sie am Ende zerplatzen und enttäuschte CFOs mit ihren Problemen zurücklassen?
Seit geraumer Zeit halten KI-Systeme Einzug in die Unternehmen. So entdecken auch die CFOs immer mehr, welches Potenzial diese Technologie hat, die Finanzfunktion zu transformieren – etwa durch die KI-gestützte Automatisierung der Transaktionsverarbeitung oder des Auditings. Eine Gartner-Umfrage prognostiziert, dass 50 Prozent der Unternehmen bis 2028 KI einsetzen werden, um "zeitaufwändige Bottom-up-Prognosen-Ansätze" zu ersetzen. Zudem erwarten laut Gartner 80 Prozent der CFOs, die Ausgaben für KI in den nächsten zwei Jahren zu erhöhen.
Die Arbeitszufriedenheit des CFOs nimmt ab
Vielleicht ist das der optimale Zeitpunkt, die Rolle des CFOs neu zu definieren, zumal sich die Zufriedenheit der Finanzchefs an einem Tiefpunkt befindet und auch die Fluktuation auf dieser Position zugenommen hat. Laut Financial Times gab es im zurückliegenden Jahr bei 29 Unternehmen im FTSE 100 einen CFO-Wechsel. Das mag auch daran liegen, dass es für CFOs schwieriger wird, ihre Arbeit zu erledigen, weil die immer noch vorhandenen, manuellen Prozesse kaum ein valides Abbild der Finanzsituation wiedergeben – geschweige denn realistische Prognosen ermöglichen.
Wie Automation und KI den Druck verringern kann
Eine Studie von BlackLine hat gezeigt, dass weltweit mehr als ein Drittel (38 Prozent) der CFOs glauben, dass KI eine bessere Analyse historischer Finanzdaten ermöglicht. Davon versprechen sie sich eine Verbesserung der Prognose- und Auditfähigkeit (35 Prozent). Die Automatisierung umständlicher Prozesse wie des Finanzabschlusses, der Datenkonsolidierung, des Invoice-to-Cash-Prozesses oder der Intercompany-Abstimmung könnte den CFOs helfen, mehr Kontrolle zu haben. Das wiederum würde sie zuversichtlicher stimmen, was die Validität und Aktualität ihrer Zahlen betrifft. Vielleicht würde es sie sogar beflügeln, weitergreifendere Prognosen abzugeben.
Fast 40 Prozent der CFOs gaben in einer anderen BlackLine Studie zu, dass sie der Genauigkeit der Finanzdaten ihres Unternehmens nicht vollständig vertrauen. 98 Prozent sagten sogar, dass sie kein vollständiges Vertrauen in die Transparenz des Unternehmens-Cashflows haben. Für ursächlich wird gehalten, dass die Finanzdaten zumeist aus vielen verschiedenen Quellen stammen. Hinzukommen die noch immer große Abhängigkeit von sperrigen Tabellenkalkulationen und die manuelle Datenerfassung, die anfällig für Fehler sind. Der Einsatz moderner, teils sogar KI-gestützter Finance-Automation-Lösungen, kann zur Verbesserung der Qualität und Genauigkeit beitragen und dem CFO helfen, schneller auf Marktveränderungen zu reagieren. So wären diese besser in der Lage, kreative Lösungswege für Probleme zu finden und sich persönlich weiterzuentwickeln – was gerade für Finanzspezialisten, denen man nachsagt, dass sie sich gerne tiefer in ein Problem einarbeiten, interessant sein dürfte.
Der CFO von Morgen: Strategischer Partner
Automation und KI katapultieren den CFO von seiner Position des Reportings in eine strategische Partnerschaft mit seinem CEO. Endlich hat er die Zeit und die Datenbasis, sich vorrangig mit strategischen, anstatt mit administrativen Aufgaben zu befassen, die durch regulatorische Auflagen ständig weiterwachsen.
Die Finanzchefs sind sich der Herausforderungen, die sie bewältigen müssen, also sehr bewusst. Einerseits wollen sie verstehen, welchen Wettbewerbsvorteil ihnen neue Technologien bringen und gleichzeitig sind sie in den Prozess involviert, der die Rahmenbedingungen für den Einsatz und Nutzen von KI im Finanzkontext definiert. In diesem Spannungsfeld sind sich CFOs bewusst, dass KI neue Herausforderungen schafft und hoffen andererseits, dass sie bestehende Anforderungen löst.
Ralph Weiss, Geo VP DACH BlackLine