Pflege-Management Forum: Interview mit Thomas Mörth
Business Circle: Wie lässt sich das Image der Pflegeberufe durch gezieltes Employer Branding positiv verändern, um den Wert der Pflege zu betonen und gleichzeitig jüngere Generationen anzusprechen?
Thomas Mörth: Gezieltes Employer Branding kann das Image der Pflegeberufe positiv verändern, indem es die gesellschaftliche Bedeutung und Wertschätzung der Arbeit betont.
Durch transparente Kommunikation von attraktiven Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsmöglichkeiten und beruflichen Perspektiven wird der Pflegeberuf für jüngere Generationen ansprechend und zukunftsfähig gestaltet. Wir wollen jedoch alle ansprechen – unser Employer Branding soll generationen-übergreifend sein.
Wie funktioniert das? Bei den Wiener Sozialdiensten Alten- und Pflegediensten steht „New Work“, das neue Arbeiten und die Vielfältigkeit der Pflege im Zentrum. Die Flexibilität durch selbstständiges Arbeiten und Arbeitszeiten sind hier nur ein Aspekt. Wir bieten Entwicklungsmöglichkeiten an: fachlich, aber auch strukturell/hierarchisch zum Beispiel durch Stabstellen- oder Management-Funktionen.
Wertschätzung, Anerkennung sowie transparente Kommunikation von Arbeitgeberwerten sind nicht nur Schlagworte, sondern eine gelebte Kultur. Homeoffice-Tage, vielfältige Aufgaben-Gebiete wie das Führen von Teams und innovatives Arbeiten mit digitalen Hilfsmitteln wie Digital Care sind Teil sind ein Teil unseres Arbeit-Alltags.
Der Fokus liegt auf den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter:innen. So können sie je nach Lebensphase unterschiedliche Aufgaben übernehmen und das Stunden-Ausmaß mitbestimmen.
Business Circle: Welche Rolle spielen digitale Technologien im Onboarding-Prozess? Wie kann dieser Prozess in der mobilen Pflege durch Digitalisierung optimiert werden, um neue Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu binden?
Thomas Mörth: Digitale Technologien spielen eine zunehmend wichtige Rolle im Onboarding-Prozess, da sie die Integration neuer Mitarbeiter effizienter, transparenter und ansprechender gestalten können.
Besonders in der mobilen Pflege können diese Technologien helfen, den Prozess zu optimieren, neue Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu binden. Einige Tools, welche bei uns angewendet werden sind digitale Schulungen und E-Learning-Module, digitale Tools für administrative Aufgaben, diverse Apps, die digitale Abbildung und Durchführung von Standard Operation Procedures (SOPs), digitale Dokumentation, digitale Einsatz- und Tourenplanung und die digitale Abrufbarkeit von Richtlinien und Handbücher.
Die Digitalisierung des Onboarding-Prozesses in der mobilen Pflege kann neue Mitarbeiter:innen schneller und effizienter integrieren und ihnen die nötigen Ressourcen bieten, um ihre Arbeit bei den Wiener Sozialdiensten erfolgreich zu starten.
Business Circle: Welche Rolle spielen Führungskräfte vor Ort bei der Mitarbeiterbindung, und wie kann eine positive Führungskultur dazu beitragen, den Wert der Pflege zu vermitteln?
Thomas Mörth: Führungskräfte vor Ort spielen eine entscheidende Rolle bei der Mitarbeiterbindung, insbesondere im Bereich der Pflege, wo der Arbeitsalltag oft herausfordernd ist und eine hohe emotionale Belastung mit sich bringt. Eine positive Führungskultur kann den Unterschied ausmachen, sowohl in der Motivation der Mitarbeiter:innen als auch in der Wahrnehmung des Wertes des Pflegeberufs. Gerade im direkten Austausch können Werte und Haltungen vermittelt und geprägt werden. Abgerundet wird das durch ein gelebtes Leitbild, ein davon abgeleitetes Pflegeleitbild und gemeinsam erarbeitete Führungsrichtlinien.
Einige wichtige Aspekte, wie Führungskräfte zur Mitarbeiterbindung beitragen und den Wert der Pflege weitertragen sind Vorbildfunktion und Wertschätzung, offene Kommunikation und Feedback, Förderung der beruflichen Weiterentwicklung, Unterstützung bei emotionalen Belastungen und das Vorleben einer positiven Haltung zum Beruf. Eine gute Führung fördert nicht nur die Zufriedenheit und Motivation der Pflegekräfte, sondern trägt auch dazu bei, dass der Pflegeberuf in seiner Bedeutung und Erfüllung stärker anerkannt wird.
Business Circle: Wie können Onboarding-Prozesse in der mobilen Pflege speziell für eine jüngere Zielgruppe gestaltet werden, um das Berufsfeld attraktiver zu machen?
Thomas Mörth: Um den Onboarding-Prozess in der mobilen Pflege speziell für eine jüngere Zielgruppe attraktiver zu gestalten, ist es wichtig, moderne und ansprechende Ansätze zu wählen, die sowohl die Bedürfnisse dieser Generation ansprechen als auch die Besonderheiten der mobilen Pflege berücksichtigen.
Insgesamt ein Jahr deckt unser Onboarding-Programm ab. Neben den standardisierten Programmen erfolgt eine individuelle Einschulung und wenn notwendig, mögliche Nachschulungen. Das Mentoring-Programm steigert nicht nur die Attraktivität der mobilen Pflege als Beruf, sondern fördert auch die langfristige Mitarbeiterbindung.
Das Onboarding ist geprägt von der Nutzung digitaler Lösungen wie z.B. E-Learning Modulen einerseits und dem persönlichen Austausch mit direkten Vorgesetzten und unterschiedlichen Mitarbeiter:innen anderer Abteilungen des Unternehmens andererseits. Mit einer Peer-to-Peer-Philosophie möchten wir vor allem auf die jüngeren neuen Mitarbeiter:innen sehr individuell eingehen und ihnen die Möglichkeit geben, Stärken und Wünsche einfließen zu lassen.