Im Blick auf die Energiewende die Position der Industrie nicht außer Acht lassen: Andreas Traugott im Gespräch
Andreas Traugott ist Partner bei Baker McKenzie und im Fachbeirat des Renewables meet Industry Exchange. Vor der Konferenz haben wir mit ihm über die Learnings aus der Lage in Deutschland gesprochen, und wie Österreich den Spagat zwischen grüner Energie und nachhaltigem Wohlstand schaffen kann.
Business Circle: Sehr geehrter Herr Mag. Traugott, eingangs etwas Persönliches: Business Circle wird heuer zum ersten Mal den Renewables meet Industry Exchange veranstalten, warum war es für Sie wichtig, ein Teil davon zu sein und worauf freuen Sie sich am meisten?
Andreas Traugott: Ich finde die Kombination total spannend und der Zeitpunkt der Veranstaltung könnte im Hinblick auf die anstehenden wichtigen politischen Weichenstellungen nach der EU Wahl und vor der Nationalratswahl nicht besser gewählt sein. Ich freue mich auf die unterschiedlichen Perspektiven zur Energiewende und vor allem auch auf die Position der (österreichischen) Industrie, die meines Erachtens bei diesem zentralen Zukunftsthema zu wenig Beachtung in der öffentlichen Diskussion findet.
BC: Ein Blick zum Nachbarn: Deutschland ist mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz sehr weit vorgeprescht und nun vom europäischen Wirtschaftsmotor zum Wachstumsschlusslicht geworden. Gibt es da Learnings für Österreich? Insbesondere in der Subventionspolitik?
Traugott: Die Probleme der deutschen Wirtschaft sind mE nicht nur auf das Erneuerbaren-Energien-Gesetz zurückzuführen, sondern haben viele Ursachen. Zentral dafür ist sicherlich, dass Deutschland (wie die EU) ganz allgemein in vielen Technologiebereichen von anderen (USA, China) abgehängt wurde. Dies gilt mittlerweile leider auch für den Bereich Green Technology (zB im Bereich der Batterien). Auch wenn ich glaube, dass in bestimmten Bereichen die Transformation ohne Subventionen nicht gehen wird (zB Wasserstoff) hat das Ausmaß der Förderungen in Deutschland sicherlich zu Wettbewerbsverzerrungen geführt, die nachteilig für Deutschland aber auch die ganze EU waren.
BC: „Tue Gutes und rede darüber“: Wie kann ein Unternehmen seine Erfolge im Bereich Nachhaltigkeit und erneuerbarer Energie am besten nach außen kommunizieren, ohne sich dem Vorwurf des „Greenwashing“ auszusetzen?
Traugott: Es spricht nichts dagegen die Erfolge und erreichten Ziele zu verkaufen und nach außen zu tragen. Die Aussagen müssen aber zutreffen und dürfen nicht irreführend sein. Wenn man sich daran hält, kann man eigentlich nichts falsch machen und darf (soll) Erfolge auch nach außen kommunizieren.
Glaubwürdigkeit als oberstes Gebot: „walk the talk“
BC: Daran anschließend: Wie kann es gelingen, sich über die Positionierung im Nachhaltigkeitsbereich sich im „war for Talents“ als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren?
Traugott: Das Thema Nachhaltigkeit ist bereits ein wesentlicher Faktor für die Attraktivität als Arbeitgeber. Dies gilt noch mehr für die zukünftigen Generationen (Generation Z), die auf den Arbeitsmarkt drängen und aufgrund der Verknüpfung mit der eigenen Zukunft noch einen viel engeren Bezug zur Thematik haben. Auch hier gilt wie bei der Außenkommunikation als oberstes Gebot Glaubwürdigkeit („walk the talk“).
BC: Ein Megatrend ist der Einsatz Künstlicher Intelligenz, wo sehen Sie da Chancen für einen effizienteren Energieeinsatz durch smartere Lösungen?
Traugott: Die Integration erneuerbarer Erzeugung in das bestehende System wird – aufgrund der wesentlich geringeren Planbarkeit im Vergleich zu fossilen Energieträgern - ganz maßgeblich auch vom Einsatz smarter digitaler Lösungen abhängen. Hier kann auch KI eine große Rolle in Zukunft spielen. Beim Einsatz entsprechender Lösungen wird sicher auch das Thema Datensicherheit und Cybersecurity eine große Rolle spielen.
BC: Windenergieanlagen haben auch nur eine begrenzte Lebensdauer, insbesondere gibt es derzeit noch kein tragfähiges Recyclingkonzept, wird dieser Umstand in der „Umweltbilanz“ von Windkraft ausreichend berücksichtigt?
Traugott: Das ist nicht mein Spezialbereich. Allerdings werden ja jetzt bereits die Windräder der ersten Generation auch durch Repowering Maßnahmen entsprechend erneuert und aufgerüstet. Ich kann aber nicht sagen inwieweit die alten Teile hier einem Recyling zugänglich sind.
BC: Abschließend: Sie gehen nun schon seit über 15 Jahren ein Stück gemeinsamen Weges mit Business Circle, was ist für Sie das Besondere an unseren Formaten?
Traugott: Die hohe Praxisrelevanz und Aktualität der Formate, die Teilnehmer und Vortragende aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammenbringt, und vor allem die perfekte und professionelle Abwicklung durch das Business Circle Team.
BC: Sehr geehrter Herr Mag. Traugott, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und freuen uns, Sie zum Renewables meet Industry Exchange zu begrüßen!
RA Mag. Andreas Traugott, LL.M. ist Partner bei Baker McKenzie. Sein Tätigkeitsfeld umfasst die Beratung zu Kartellrecht, einschließlich der Fusionskontrolle, die Beratung in horizontalen und vertikalen Kartellfällen, Marktmachtsmissbrauch sowie Beihilfenrecht. Er ist im Fachbeirat des Renewables meet Industry Exchange am 20 Juni 2024.