Handwerk4Future: Was regionale Betriebe gegen Lehrlingsmangel tun – Interview mit Markus Bauer

Markus Bauer ist Tischlermeister und hauptverantwortlich für die Lehrlingsausbildung bei F/LIST. Im Gespräch stellt er die Initiative Handwerk4Future vor und erläutert, was man tun kann, um Lehrlinge zu begeistern und zu halten und wie das Handwerk auch morgen noch einen goldenen Boden haben wird.

Business Circle: Sehr geehrter Herr Bauer, Sie sind hauptverantwortlich für die Lehrlingsausbildung bei F/LIST, was sind dabei Ihre täglichen Hauptaufgaben?
Markus Bauer :Meine täglichen Aufgaben umfassen die zielgerichtete Ausbildung der Tischlerlehrlinge und die Koordination der Ausbilder:innen der anderen Gewerke wie Metall- und Zerspanungstechnik, Lackiertechnik und Polsterei. Alle Anliegen unserer derzeit 48 Lehrlinge laufen bei mir zusammen. Außerdem koordiniere ich unsere Schnupperlehrlinge in der Produktion und bin für deren Auswahl und Einstellung zuständig.

BC: Im Rahmen des Lehrlingsforums werden Sie die Initiative „Handwerk4Future“ aus der Buckligen Welt vorstellen, können Sie kurz beschreiben, wodurch sich diese auszeichnet und wie die Idee geboren wurde, diese zunächst regional zu starten?
Bauer: Bei der Handwerk4Future steht die Zukunft des Handwerks im Mittelpunkt und als Lehrlingsausbildner bei F/LIST ist es mir ein großes Anliegen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel zu setzen und die Attraktivität eines Handwerksberufes hervorzuheben. Ein Herzstück der Messe ist die interaktive Einbindung jedes Interessierten in den jeweiligen Handwerksbetrieb, d.h. jeder kann einmal selbst Hand an den jeweiligen Werkstoff, das Material oder die Tätigkeit anlegen. Auf diese Weise wird den Jugendlichen gezeigt, wie Handwerk funktioniert und bleibt so in den Köpfen der Interessenten haften. Ganz im Gegensatz zu einem verteilten Flyer.

Lehre mit Matura hat enorme Bedeutung

BC: Inwiefern kann man die Ergebnisse und die Erfolge aus „Handwerk4Future“ auf ganz Österreich übertragen?
Bauer: Es gilt, die Jugendlichen für das Handwerk zu begeistern, indem man ihnen beim Messebesuch Einblicke in den Lehrberuf gibt und sie einbezieht. Auch das Modell „Lehre mit Matura“ hat enorme Bedeutung bei den Jugendlichen und Eltern.

BC: Lehrlinge zu finden ist das eine, sie im Betrieb zu halten und zum erfolgreichen Lehrabschluss zu führen das andere. Was ist Ihr Weg dazu?
Bauer: Wir wollen Lehrlinge nicht nur für uns begeistern, sondern auch halten. Daher bieten wir täglich kostenloses frisch gekochtes Mittagessen aus regionalen Produkten im F/LIST-Betriebsrestaurant sowie Tankgutscheine. Darüber hinaus erhalten Lehrlinge die F/LIST-Vorteilskarte und eine erhöhte Lehrlingsentschädigung und sie können sich durch ihre Leistungen zusätzliche flexible Urlaubstage verdienen. Mit zehn weltweiten Standorten, darunter London, Fort Lauderdale, Montreal und Dubai, gibt es bei F/LIST die Möglichkeit einen Teil der Ausbildung im Ausland zu absolvieren. Viel Wert wird auch auf die individuelle Förderung bei der Weiterbildung und Schulausbildung gelegt: Das Unternehmen unterstützt bei der Berufsreifematura und bietet Sprach- und Fachkurse im Betrieb an.

BC: Etwas Allgemeineres: Bei F/LIST arbeiten Sie ja noch ganz klassisch mit Holz und dennoch mit hohem Innovationsgrad. Was ist zu tun, damit das Handwerk auch morgen in Österreich noch goldenen Boden hat?
Bauer: Man darf die Tradition dahinter nicht vergessen. Wo liegen die Wurzeln des Handwerks? Nur wer sie kennt und versteht, kann beste Qualität bieten und damit dafür sorgen, dass das Handwerk auch in Zukunft goldenen Boden hat.

BC: Sie waren ja schon einmal als Teilnehmer am Lehrlingsforum, welches damals rein virtuell stattgefunden hat. Jetzt treten Sie als Vortragender auf, worauf freuen Sie sich am meisten, von der Live-Konferenz einmal angesehen?
Bauer: Ich freue mich auf den Austausch mit Lehrlingen und anderen Ausbildnern und möchte vermittelten, warum gerade dieses Konzept so erfolgreich ist und warum die Zusammenarbeit mit anderen Betrieben – egal, ob groß oder klein – in der heutigen Zeit so wichtig ist.

BC: Was wollen Sie Ihrem Publikum an Inhalt mitgeben? Wenn längere Zeit nach dem Lehrlingsforum nur noch ein Satz beim Publikum hängen bleibt, welcher sollte das sein?
Bauer: Ganz klar: Handwerk4Future ist eine großartige Initiative, um Jugendliche und Eltern für eine Ausbildung zu gewinnen.

BC: Sehr geehrter Herr Bauer, wir danken Ihnen für dieses Interview und freuen uns, Sie beim Lehrlingsforum zu begrüßen!

Markus Bauer ist Tischlermeister und seit 2020 hauptverantwortlich für die Lehrlingsausbildung von 48 Lehrlingen bei F/LIST. Davor war er Abteilungsleiter der Furnierabteilung im Aircraft-Bereich wo Interieur für Business und Privatjets gefertigt und gebaut wird und dadurch auch öfters International im Furniereinkauf tätig war.

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