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Compliance muss manchmal unbequem sein. Max Schmiechen, Hornbach im Gespräch

Mit Max Schmiechen von Hornbach sprechen wir darüber, warum Regeln allein nicht ausreichen, wie echte Kulturveränderung gelingt – und warum moderne Compliance manchmal unbequem sein muss, um Unternehmen und Mitarbeiter zu schützen.

Business Circle: Sehr geehrter Herr Schmiechen, eingangs etwas Persönliches:  Sie sind seit vielen Jahren in leitenden Compliance-Funktionen tätig – was hat Sie persönlich an diesem Bereich so früh fasziniert und motiviert, Ihre Karriere in diese Richtung zu lenken?

Max Schmiechen: Da ich von Haus aus Jurist bin und als solcher lange Jahre gearbeitet habe, weiß ich wie sehr man in den Paragraphen und Verträgen „versumpfen“ kann. Die Compliance war allein deshalb schon spannend, weil ich ein sehr kommunikativer Typ bin. Und da die Compliance die Arbeit „am Mensch“ und an der Kultur eines Unternehmens mit sich bringt und erfordert, war das keine lange Überlegung. Reine Papier-Compliance im stillen Kämmerlein funktioniert nicht. Aber im Studium hatte ich das noch nicht auf dem Schirm :)

BC: Wie schaffen es Compliance Manager in Unternehmen, wirkungsvolle Prozesse zu etablieren, die nicht nur auf dem Papier gut aussehen? Welche Erfolgsfaktoren sehen Sie aus Ihrer Erfahrung?

Schmiechen: Das ist natürlich die Königsfrage die jetzt Seiten füllen und Beratungskonzepte obsolet machen würde. Aber ein erster guter Anknüpfungspunkt ist mit Sicherheit, früh die Nähe zu den Mitarbeitenden zu suchen und Verbündete zu gewinnen. Erfolgreiche und im Sinne der Compliance wirkungsvolle Prozesse entstehen im Dialog – nicht in der nachträglichen Prüfung.

BC: Compliance bewegt sich oft im Spannungsfeld zwischen Risikoabsicherung und dem Druck, nicht als Business-Bremser wahrgenommen zu werden. Wie gelingt es, beides zu verbinden?

Schmiechen: Ich glaub da liegt auch manchmal so der Irrglaube – die Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau die alles kann und nirgendwo Defizite aufweist. Compliance darf nicht nur, nein sie muss(!) ein klein wenig unbequem sein. Risiken völlig absichern ohne nicht auch Prozesse zu implementieren die evtl. einen lukrativen aber illegalen oder zumindest moralisch fragwürdigen Deal verhindern geht es manchmal nicht. Letztlich ist es sicher wichtig, das Compliance Verantwortliche das Business-Modell ihres Arbeitsgebers und dessen tatsächliche Risiken verstehen, um situativ angemessenes Compliance Management zu betreiben. Wenn dies nur geht, wenn an einer Stelle eine Form des Business gebremst wird – so be it!

Reputation ist essentiell

BC: Stichwort: Risikominimierung vs. Reputation – Wie schätzen Sie das Risiko eines Imageverlustes durch Non-Compliance für Unternehmen heute ein? Und das vor allem im Vergleich zu einer Zeit vor 5 Jahren?

Schmiechen: Ich denke das Risiko ist ungebrochen groß. Und mit der Tendenz steigend! Es gibt mehr Regulatorik denn je und Behörden wie Geschäftspartner schauen genau hin wie „sauber“ eine Organisation arbeitet. Und das ist gerade in den letzten Jahren mit allen Skandalen (wirecard, SIGNA usw.) immer wichtiger geworden. Auch die „Klassiker“ der Compliance Geldwäsche oder Korruption sind relevanter denn je. Ich denke eine Minimierung des Risikos für die Reputation im Falle eines Compliance-Falls oder gar -Skandals sehe ich in meiner Karriere nicht mehr. Reputation ist essentiell für Unternehmen.

BC: Deutschland ist mit der Lieferkettengesetzgebung sehr weit nach vorne geprescht, in Österreich beobachten wir derzeit noch eine gewisse Zurückhaltung. Wo sehen Sie die größten kulturellen oder regulatorischen Unterschiede zwischen beiden Ländern?

Schmiechen: Ich denke wir sind hier gar nicht so weit auseinander. Letztlich ist die Zielrichtung die gleiche – Schutz der jeweiligen Organisation und seiner Mitarbeiter:innen vor Non-Compliance. Da sehe ich keine erheblichen Unterschiede.

BC: Was ist Ihre zentrale Botschaft, wenn Sie auf der Bühne über moderne Compliance sprechen? Was möchten Sie mit Ihrem Vortrag auf der „Compliance now! Germany“ im Mindset Ihres Publikums verändern?

Schmiechen: Verändern vielleicht nicht viel – immerhin ist das Publikum mit seinem Interesse genau da, wo man sie braucht – interessiert, am Puls der Zeit, mit dem Blick geradeaus. Aber sicherlich wäre mein Wunsch das Interesse der Zuhörenden an spannenden Themen durch meine persönlichen Beiträge möglichst menschlich und eingängig rüberzubringen. Compliance kann „sexy“ – denn das Thema ist extrem spannend und es bedarf eines einfachen kommunikativen Zugangs. Und das will ich beitragen.

BC: Abschließend: Wir durften Sie ja schon im November letzten Jahres bei der „Compliance now!“ in Österreich begrüßen – möchten Sie Ihren Eindruck von dieser Konferenz mit uns teilen?

Schmiechen: Es halt viel Spaß gemacht, war kurzweilig und dennoch habe ich nachhaltig viel mitgenommen. Ich freue ich auf die Fortsetzung in Deutschland.

BC: Sehr geehrter Herr Schmiechen, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und freuen uns auf ein Wiedersehen zur „Compliance now! Germany“.

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