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Weltordnung im Umbruch – Europa ist gefordert

Dr. Walter Feichtinger, Brigadier i.R. und Präsident des Center für Strategische Analysen / CSA, hält auf der IFA 2024 die Opening Keynote zum Thema „Weltordnung im Umbruch – Europa ist gefordert“ Eine Analyse zu den geopolitischen Spannungen, Krisen und Umbrüchen und den Auswirkungen auf Europa. Im Vorfeld der Konferenz haben wir Ihn zum Interview gebeten:

1. Führen die politischen Spannungen wieder zu einer Blockbildung wie vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion? Wird China diesen Block anführen?

Wir steuern in eine asymmetrische multipolare Weltordnung, in der kein Staat allein die Führungsrolle übernehmen kann. Unterschiedliche Zusammenschlüsse und Allianzen werden zum bestimmenden Merkmal internationaler Beziehungen, die dadurch allerdings immer unberechenbarer werden.

2. Welche Auswirkungen könnte dies neben dem Krieg in der Ukraine noch für Europa haben?

Europa muss bei diesem geopolitischen Umbruch um einen Platz am Spieltisch ringen. Europa wird verstärkt auf sich allein gestellt sein. Daher muss es vermehrt für die eigene Sicherheit sorgen und mehr strategische Handlungsfähigkeit entwickeln.

3. Wie sollte Europa bzw die EU reagieren auf diese Entwicklungen und wie könnte Österreichs Position in Zukunft aussehen? (Stichwort Neutralität – noch haltbar?)

Europas Zukunft liegt in der EU, sie hat die grundlegenden Positionen und strategischen Interessen zu definieren und zu verfolgen. Nationale Alleingänge sind dabei kontraproduktiv. Das gilt nicht nur für den Energie- und Wirtschaftssektor, sondern auch für die Sicherheit. Für Österreich stellt sich die Frage, ob uns die Neutralität noch nützt, schützt oder vielleicht sogar schon schadet.

4. Welche Auswirkungen könnte dies für die Versicherungsbranche im Land haben, speziell im Hinblick auf Cyber-Attacken oder andere Maßnahmen hybrider Kriegsführung?“

Im hybriden Bedrohungsspektrum spielen Cyber-Attacken eine zentrale Rolle. Neben kriminellen Absichten dienen sie vermehrt auch politischen Zwecken. Sie können als Gradmesser politischer Beziehungen gesehen werden. Primär geht es darum, die Handlungsfähigkeit von Staaten zu sabotieren oder die Gesellschaft zu verunsichern. Sowohl im kriminellen Bereich wie auch im öffentlichen Leben (z.B. Krankenhäuser) können Versicherungen gefragt und gefordert sein.

Prof. Dr. Walter Feichtinger

Präsident, Center für Strategische Analysen

Dr. Walter Feichtinger ist Präsident des Center for Strategic Analysis. Er absolvierte 1979 die Theresianische Militärakademie, war Kommandant des Panzerbataillons 10 und promovierte 2002 an der Universität Wien in Politikwissenschaften. Ab 2001 war Walter Feichtinger sicherheits- und verteidigungspolitischer Berater im Bundeskanzleramt, Generalsekretär der Österreichischen Offiziersgesellschaft und zuletzt Leiter des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement. 2009 Mitbegründer der International Society of Military Sciences (ISMS). Feichtinger ist Autor und Herausgeber von Beiträgen zu nationaler und internationaler Sicherheit. 2017-2020 Videoblog „Feichtinger kompakt” zu sicherheitspolitischen Themen.

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