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Sind agile Prinzipien und Juristerei ein Paradox? Interview mit Katharina Bisset

Katharina Bisset ist Nerd und auf IT spezialisierte Rechtsanwältin mit eigener Kanzlei in Wien, wir haben mit ihr über Vergangenheit und Zukunft von Legal Tech und über agile Methoden gesprochen.

Business Circle: Sehr geehrte Frau Mag. Bisset, Sie beschäftigen sich seit 19 Jahren mit dem Thema IT-Recht, damals hat man noch über die Rechtsverbindlichkeit von E-Mails gegenüber Briefen diskutiert. Wenn Sie jetzt einmal 10 Jahre zurückdenken, was hat sich in Bezug auf IT-Recht am meisten verändert?
Mag. Katharina Bisset: Erstaunlicherweise gibt es viele Dinge, die man sich immer (wieder) fragt. Themen wie künstliche Intelligenz waren vor 20 Jahren schon ein großes Fragezeichen. Was sich sehr wohl geändert hat, ist, dass es in vielen Gebieten höchstgerichtliche Entscheidungen gibt, und auch neue Gesetze entstanden sind, um aktuellen digitalen Problemen Rechnung zu tragen, man denke aktuell an das Hass-im-Netz-Bekämpfungsgesetz oder alle Fragen rund im die DSGVO. Mittlerweile gibt es gefühlt jede Woche etwas Neues im IT-Recht, wenngleich man sich immer bewusst sein muss, dass das Recht immer der Technik nachhinkt.
Was sich am meisten geändert hat ist das Bewusstsein, wie viel Einfluss Technik auf das Recht hat - auf die Art und Weise, wie wir juristisch arbeiten, aber auch, wie sehr das Recht in alle Rechtsgebiete eingreift und diese beeinflusst.

BC: Was denken Sie, dass die nächsten 5 Jahre im Bereich LegalTech bringen werden?
Bisset: Ein größeres Bewusstsein, wie sehr Technik unsere Arbeit verändern wird. Damit meine ich nicht nur den rein technischen Fortschritt, sondern die Auswirkungen auf unsere Geschäftsmodelle und Arbeitsweisen. Von Remote Work über Prozess- und Projektmanagement werden Themen, die lange Zeit hauptsächlich technischen Branchen einen hohen Stellenwert haben, auch in die juristische Arbeit Einzug finden.

Technik wird unsere Arbeit sehr verändern

BC: Was macht den „agile lawyer“ aus? Allein die Sneakers zum Anzug und der Verzicht auf die Krawatte werden es ja nicht sein.
Bisset: Agility hat nichts mit Outfit zu tun, sondern ist eine Arbeitsweise die aus der Softwareentwicklung stammt. Agiles Projektmanagement ist heutzutage auch ein bekannter Begriff. In den Grundzügen geht es im agilen Arbeiten um Flexibilität, Transparenz und Kommunikation.

BC: Möchten Sie ein besonderes Erfolgsprojekt im Bereich agile Methoden, sozusagen Ihre Lieblingsgeschichte, mit uns teilen?
Bisset: Das wichtigste Erlebnis für mich im Zusammenhang mit Agilen Methoden war, als ich vor vielen Jahren das erste Mal ein Kanban Board verwendet habe. Der Schritt weg von einer einfach Taskliste hin zu einem viel visuelleren Tool, mit dem ich mich und mein Team besser organisieren kann, war für mich persönlich revolutionär.

BC: Sie bieten als Service Website-Check und Webshop-Check an, was sind die häufigsten Fehler?
Bisset: Zu glauben, nur weil alle etwas tun, wäre es rechtskonform.

BC: Auf Ihrer Webseite finden wir den Podcast Nerds of law, gibt es einen Beitrag, den Sie zum Thema „Agile Lawyers“ besonders empfehlen?
Bisset: Die Folge 47 „Agile Nerds“ mit Thomas Ziegler, der als Lektor zu Agilem Prozessmanagement und Agile Leadership auf der FH mich sosehr inspiriert hat, dass er nun meine Master These zu dem Thema betreut.

BC: Sehr geehrte Frau Mag. Bisset, wir danken Ihnen für dieses Gespräch

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RA Mag. Katharina Bisset ist Nerd, auf IT spezialisierte Rechtsanwältin mit eigener Kanzlei und außerdem Co-Founderin und Geschäftsführerin der LegalTech Unternehmen Nerds of Law OG sowie der NetzBeweis GmbH. Sie ist Disziplinarrätin in der RAKNÖ und Lektorin auf der FH Wiener Neustadt und der FH des BFI Wien. Am 27. April spricht Sie auf der Vienna Legal Tech 22.

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