Kreislaufwirtschaft: Auf Dauer glaubwürdig bleiben - Im Gespräch mit Diana Reuter, Käserei Woerle
Diana Reuter ist Leiterin des Nachhaltigkeitsmanagements bei der Käserei Woerle, wir sprechen darüber, warum Nachhaltigkeit nicht nur wichtig ist, sondern auch Spaß macht und wie man das nach innen und außen kommuniziert.
Business Circle: Sehr geehrte Frau Reuter, Sie sind Leiterin des Nachhaltigkeitsmanagements bei der Käserei Woerle. Können Sie kurz beschreiben, wie Sie Ihr Weg dorthin geführt hat?
Diana Reuter: Nachhaltigkeit ist heute eine der dringlichsten Fragen unserer Zeit und betrifft nicht nur Unternehmen, sondern auch uns als Einzelpersonen und als Gesellschaft. Es ist ein stetiger Prozess, der kontinuierlich wächst, nie abgeschlossen ist und immer wieder neu überdacht und erweitert werden muss. Die steigenden Anforderungen seitens der Regulierungen haben den Druck auf Unternehmen erhöht, ihre Verantwortung in Bezug auf Nachhaltigkeit zu erkennen und zu entwickeln. Zugleich verlangen die Verbraucher immer mehr Informationen zu Nachhaltigkeitsthemen. Ein nachhaltiges Leben hat für meine Familie und mich schon immer einen hohen Stellenwert. Das Nachhaltigkeitsthema und der Wunsch mich in diesem Bereich auch berufsmäßig intensiv einzubringen hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Gerrit Woerle, der die Leitung der Käserei 2021 von seinem Vater übernommen hat, war es von Anfang an ein Anliegen, als Unternehmer Verantwortung zu übernehmen. So haben unsere Wege zusammengeführt.
BC: Was macht Ihnen in Ihrem Beruf am meisten Spaß?
Reuter: Für mich persönlich ist es wichtig, eine sinnstiftende Aufgabe zu übernehmen und positive Veränderungen voranzutreiben. Natürlich kann man privat seinen Beitrag leisten, aber kreative Lösungen für ein Unternehmen wie die Käserei WOERLE zu entwickeln, hat eine ganz andere Hebelwirkung. Was mir Spaß macht, ist die Gestaltungsmöglichkeit, die der Job mit sich bringt. Außerdem erfordert die Arbeit als Nachhaltigkeitsmanager oft die Zusammenarbeit mit verschiedenen Abteilungen und Interessengruppen, angefangen bei unseren Bäuerinnen und Bauern, über die Produktion bis hin zum Marketing und der Unternehmensführung. Dies ermöglicht eine abwechslungsreiche und spannende Arbeit.
BC: Hohe Standards in Naturschutz und Tierwohl schlagen sich auch in den Verbraucherpreisen nieder, was tun Sie dafür, sich gegenüber Billigkonkurrenz durchzusetzen?
Reuter: Unserer Meinung nach sind hohe Standards im Umweltschutz und im Bereich des Tierwohls nicht nur sehr wichtig, sondern auch integraler Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Qualität und Verantwortungsbewusstsein haben natürlich ihren Wert, der sich in den Verbraucherpreisen widerspiegelt. Daher liegt einer unserer Schwerpunkte auf der Kommunikation unserer Werte und unseres Engagements für Nachhaltigkeit. Wir möchten, dass unsere Kunden erkennen, dass sie mit ihren Einkäufen bei uns nicht nur Produkte erwerben, sondern auch aktiv zur Förderung einer nachhaltigeren Milchwirtschaft, zur Erhaltung heimischer Kulturlandschaft und kleinbäuerlichen Strukturen beitragen. Letztendlich sind wir davon überzeugt, dass uns eine Kombination aus Qualität, Verantwortungsbewusstsein und Kundenbindung dabei helfen wird, auf Dauer glaubwürdig und so in einem wettbewerbsintensiven Markt auch zukünftig erfolgreich zu sein.
BC: Mit welchen Kennzahlen und Kriterien messen Sie Ihre Erfolge, insbesondere auch bei Innovationen?
Reuter: Wir investieren aktuell ein relativ großes Budget und viele Ressourcen in den Nachhaltigkeitsbereich. Nichtsdestotrotz betrachten wir unser Nachhaltigkeitsprogramm „WOERLE WIRKT WEITER“ vielmehr als eine Investition in die Zukunft unseres Unternehmens, deren Erfolge sich derzeit nicht immer in eindeutigen Kennzahlen messen oder monetär positiv darstellen lassen. Unser Fokus liegt darauf, ein zukunftsfähiges Unternehmen aufzubauen, das langfristig von diesen Bemühungen profitieren wird. Mit Erfolg: Seit 2020 wurden wir für unsere beiden Leuchtturmprojekte „Artenvielfalt in Bauernhand“ und „Regional CO2 reduziert“ mehrfach mit Nachhaltigkeitspreisen wie beispielsweise dem SDG-Award, dem Energy Globe Salzburg, dem Green Marketing Award oder auch dem TRIGOS Österreich ausgezeichnet.
Stolz darauf, Teil eines nachhaltigen Unternehmens zu sein
BC: „Tue Gutes und rede darüber“ - Wie kommunizieren Sie Ihre Maßnahmen und Erfolge im Nachhaltigkeitsmanagement?
Reuter: Wir sind fest davon überzeugt, dass transparente Kommunikation ein entscheidender Aspekt im Nachhaltigkeitsmanagement ist. Um unsere Maßnahmen und Erfolge in diesem Bereich zu kommunizieren setzen wir daher auf eine offene und ehrliche Kommunikation sowohl innerhalb als auch außerhalb unseres Unternehmens. Intern fördern wir das Bewusstsein für Nachhaltigkeit unter unseren Mitarbeitern und schaffen eine Kultur des Engagements. Dies geschieht durch verschiedene Maßnahmen wie regelmäßige Informationen, Schulungen und die Förderung alternativer Mobilität für den Arbeitsweg. In Zukunft planen wir, Nachhaltigkeitsziele verstärkt in unsere Unternehmensziele zu integrieren. Dadurch möchten wir sicherstellen, dass unsere Mitarbeiter die Bedeutung unserer Bemühungen verstehen und stolz darauf sind, Teil eines nachhaltigen Unternehmens zu sein. Extern kommunizieren wir unsere Nachhaltigkeitsinitiativen und -ergebnisse transparent gegenüber unseren Kunden, Lieferanten und der Öffentlichkeit. Dies schließt die Teilnahme an Branchenveranstaltungen, die Bereitstellung von Informationen auf unserer Website und zukünftig auch die Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten ein. Unser Ziel ist es, Vertrauen aufzubauen und sicherzustellen, dass unsere Stakeholder genau darüber informiert sind, wie wir zur Lösung globaler Nachhaltigkeitsprobleme beitragen.
BC: „Wir haben ein Nachhaltigkeitsmanagement, wir sind nachhaltig“: Das allein reicht nicht. Wie gelingt es Ihnen, das gesamte Unternehmen mit ins Boot zu nehmen?
Reuter: Es reicht nicht aus, MitarbeiterInnen nur über Nachhaltigkeit zu informieren. Es ist wichtig ein gemeinsames Verständnis und Konsens innerhalb des Unternehmens für so ein komplexes Thema zu schaffen. Um erfolgreich eine nachhaltige Transformation zu erreichen, müssen wir unser Arbeitsumfeld und unsere Unternehmenskultur darauf ausrichten. Unser Ansatz ist es, Mitarbeiter zu sensibilisieren, ohne sie zu missionieren, denn wir glauben daran, dass wahre Überzeugungskraft von innen kommt. Jeder Mitarbeiter sollte sich befähigt fühlen, Anpassungsmaßnahmen zu ergreifen, die tatsächlich wirksam sind. In diesem Sinne setzen wir auf die Schaffung von Motivationsanreizen, um die aktive Beteiligung unserer Mitarbeiter an unserer nachhaltigen Transformation zu fördern.
BC: Abschließend: Sie werden das erst Mal bei uns sein. Warum ist es in Ihren Augen so wichtig, sich in Bezug auf das Thema Kreislaufwirtschaft zu vernetzen?
Reuter: Intakte Kreisläufe, sei es in Bezug auf Wasser, Energie, Nährstoffe oder andere Ressourcen, spielen eine entscheidende Rolle für unser tägliches Leben und die Gesundheit. Indem wir beispielsweise Abfall minimieren, auf recyclingfähige Verpackungen setzen und in Forschungsprojekte zur effizienten Verwertung unserer Produktionsreste investieren, tragen wir aktiv zur Stärkung dieser Kreisläufe bei. Die Vernetzung ermöglicht den Austausch bewährter Praktiken und fördert Innovationen sowie neue Geschäftsmöglichkeiten. Diese Chance sehen wir als Möglichkeit, unser Engagement für Nachhaltigkeit zu stärken und Umweltauswirkungen zu reduzieren. Wir sind dabei, um gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft zu finden.
BC: Sehr geehrte Frau Reuter, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und freuen uns sehr, Sie im November bei uns zu begrüßen!
Diana Reuter, MBA ist Leiterin des Nachhaltigkeits- und Innovationsmanagements bei der Käserei Woerle. Ihre jahrelange Erfahrung im Umgang mit Lieferketten im In- und Ausland sowie das persönliche Engagement im Bereich Biodiversität & Klimaschutz runden ihre Expertise ab und wurden mit diversen Preisen wie beispielsweise dem SDG-Award, dem Energie Globe Salzburg oder auch dem TRIGOS Österreich ausgezeichnet. Am 28. November teilt sie im Rahmen des Kreislaufwirtschaftstages ihr Wissen unter anderem zu dem Thema „Kann in der Lebensmittelindustrie ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Naturschutz, sozialer Verantwortung, Tierwohl und wirtschaftlichem Erfolg erreicht werden?“