KI in Legal: Die Zukunft ist angekommen. Interview mit Christian Öhner, PwC Legal
Dr. Christian Öhner, LL.M. Managing Partner bei PwC Legal Österreich. Wir sprechen darüber, wie das juristische Arbeiten im Jahr 2030 aussehen könnte und welche gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden sollten.
Business Circle: Sehr geehrter Herr Dr. Öhner, eingangs etwas Allgemeines: Sie sind Gründungspartner der oehner & partner rechtsanwaelte gmbh (PwC Legal Austria), was waren die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg von der Gründung bis heute?
Christian Öhner: Die wichtigsten Meilensteine auf unserem Weg von der Gründung bis heute waren sicherlich die Etablierung unseres Rufes als führende Rechtsanwaltskanzlei in Österreich, die kontinuierliche Erweiterung unseres Dienstleistungsportfolios, sowie die strategische Verbindung zu PwC, die es uns ermöglicht hat, unseren Mandanten einen noch umfassenderen Service anzubieten.
BC: Ihre Kanzlei ist führend beim Einsatz technischer Lösungen im Legal-Bereich, wann haben Sie begonnen, sich intensiver mit Legal Tech zu beschäftigen, was waren Ihre ersten Erfahrungen?
Öhner: Wir begannen uns bereits früh intensiver mit Legal Tech zu beschäftigen, da wir erkannten, dass technologische Lösungen einen entscheidenden Vorteil im Rechtsbereich bieten können. Unsere ersten Erfahrungen waren geprägt von der Implementierung von der Nutzung von KI-gestützten Analysetools zur effizienteren Bearbeitung von Rechtsfällen.
Fit für die Zukunft
BC: Was empfehlen Sie als nächste Schritte, um als Kanzlei oder Rechtsabteilung fit für 2030 zu sein?
Öhner: Um als Kanzlei oder Rechtsabteilung fit für 2030 zu sein, empfehle ich, verstärkt in die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen zu investieren, talentierte IT-Experten einzustellen und eine Kultur der Innovation zu fördern. Außerdem ist es wichtig, stets am Puls der Zeit zu bleiben und neue Technologien frühzeitig zu evaluieren und zu implementieren.
BC: Vor 20 Jahren haben wir noch darüber diskutiert, ob E-Mails im Vergleich zu Briefen Rechtsgültigkeit haben. Und auch heute ist die technische Entwicklung der legislativen weit voraus. Wo sehen Sie den derzeit wichtigsten Handlungsbedarf für den Gesetzgeber?
Öhner: Der derzeit wichtigste Handlungsbedarf für den Gesetzgeber liegt meiner Meinung nach in der Schaffung von klareren rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Technologie im Rechtsbereich, insbesondere in Bezug auf Datenschutz, Haftung und Ethik.
BC: Mit technischen Lösungen kann man Zeit sparen, aber nicht nur: Mit Updates fortschreiben, Templates anpassen, neuen Datenfeeds, weiterem Konfigurieren und dergleichem sollte die Prozesspflege nicht mehr Aufwand verursachen als andererseits durch Automatisierung gespart werden kann: Wie kann man am besten den Break-Even identifizieren?
Öhner: Den Break-Even bei der Implementierung technischer Lösungen kann man am besten identifizieren, indem man eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse durchführt und dabei sowohl die direkten als auch die indirekten Auswirkungen der Automatisierung berücksichtigt. Es ist wichtig, alle relevanten Kostenfaktoren und Einsparpotenziale zu berücksichtigen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.
BC: Sie haben2018 auf der RuSt zum ersten Male bei uns zum Thema Legal Tech gesprochen, damals unter dem Motto „Die Kanzlei der Zukunft“. Inzwischen hat unsere Konferenz umfirmiert von Legal Tech zur Legal Innovation. Warum denken Sie, könnte „Legal Tech“ als Buzzword ausgedient haben?
Öhner: "Legal Tech" könnte als Buzzword ausgedient haben, da sich der Fokus von rein technologischen Lösungen hin zu einer ganzheitlichen Innovationsstrategie im Rechtsbereich verschoben hat. "Legal Innovation" reflektiert besser die breitere Palette an Ansätzen und Methoden, die zur Verbesserung der Rechtspraxis eingesetzt werden können.
BC: Abschließend: Wir gehen jetzt schon ein längeres Stück gemeinsamen Weges, was ist für Sie das Besondere an Business Circle Konferenzen?
Öhner: Das Besondere an Business Circle Konferenzen ist die Möglichkeit, sich mit führenden Experten aus verschiedenen Branchen auszutauschen, innovative Ideen zu diskutieren und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Die Konferenzen bieten eine ideale Plattform, um sich über aktuelle Trends und Entwicklungen zu informieren und Inspiration für die eigene Arbeit zu finden.
BC: Sehr geehrter Herr Dr. Öhner, Danke für dieses Gespräch! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen zur Vienna Legal Innovation.
RA Dr. Christian Öhner, LL.M. (Chicago) ist Legal Leader und Managing Partner bei PwC Legal Österreich. Er ist Key Opinion Leader im Bereich Legal Tech und Experte zu den Themen Roboti cProcess und Document Generation,Einsatz von KI in der Rechtsberatung sowie Entwicklung digitaler Legal Tech-Lösungen. Bei der Vienna Legal Innovation ´24 gibt er am 16. April einen Impuls-Talk zum Thema „KI in Legal: Die Zukunft ist angekommen und die juristische Arbeitsrevolution hat begonnen“