European Green Deal: Herausforderungen und Chancen
Von Felix Mayr und Eva Seidl, Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien (RLB NÖ-Wien): Unternehmen und Banken sind Partner in der Transformation – für die Umsetzung ökologischer Investitionen gibt es einige Praxistipps.
Der European Green Deal stellt für viele Unternehmen eine große Herausforderung dar, bietet aber auch Chancen. Der vorliegende Beitrag zeigt auf, was der Fokus auf Nachhaltigkeit für die Wirtschaft bedeutet und wie Finanzinstitute Unternehmen bei ihrer grünen Transformation unterstützend begleiten.
Ausblick 2025: ESG-Berichtsverpflichtung für große Unternehmen kommt
Allein in Österreich sind jährlich rund 35 Milliarden Euro an Investitionen in Hinblick auf die von der EU vorgegebene Klimaneutralität erforderlich. Der Green Deal verlangt weitreichende Maßnahmen: So müssen etwa im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) neben kapitalmarktorientierten Unternehmen ab 2025 alle großen Unternehmen verpflichtend Informationen bereitstellen, wie sie mit sozialen und ökologischen Themenstellungen umgehen. Über Lieferketten werden auch kleinere und mittlere Unternehmen früher betroffen sein als erwartet.
Mittlerweile gibt es ein großes Angebot an Unterstützungsleistungen durch fachspezifische Expert:innen. Dies ist nicht zuletzt deshalb besonders wichtig, weil Unternehmen aufgrund der notwendigen ESG-Datensammlung und -analyse mit einer neuen, teils sehr herausfordernden Aufgabe konfrontiert sind.
Geschäftsmodelle neu denken
Das Ziel der CSRD ist es, Nachhaltigkeitsaktivitäten von Unternehmen sowie deren Chancen und Risiken transparent aufzuzeigen. Die Transformation wird jedoch erst durch die unternehmerische Entscheidung, den Fokus direkt im Geschäftsmodell auf Nachhaltigkeit zu legen, vorangetrieben. Diese bringt vielfältige Chancen mit sich: Verantwortungsvolles Wirtschaften stärkt etwa die Wettbewerbsfähigkeit, da Kund:innen, Investor:innen und Geschäftspartner:innen verstärkt ESG-Kriterien in ihre Entscheidungen einbeziehen. Ökologische Investitionen reduzieren zudem Abhängigkeiten, erhöhen die Resilienz und tragen damit nachhaltig zur Zukunftsfähigkeit bei. Auch auf die Attraktivität als Arbeitgeber hat nachhaltiges Wirtschaften einen Einfluss und dieses ermöglicht last but not least auch den Zugang zu attraktiven Finanzierungsprodukten. Neben dem Aufbau der nicht-finanziellen Berichterstattung geht es bei vielen Unternehmen daher um das rechtzeitige Planen und Umsetzen von Investitionen in die eigene Transformation.
Vielfältige ökologische und soziale Investitionsvorhaben
In den letzten Jahren haben viele Unternehmen vor allem Quick Wins durch Investitionen in Erneuerbare Energien und in die E-Mobilität erzielt – und dabei gleichzeitig Kosten gespart und einen ökologisch wertvollen Beitrag geleistet. Jetzt gilt es, den Fokus auf das Kerngeschäft zu legen: So etwa durch die Implementierung von Nachhaltigkeitsaspekten in die Kernprozesse, um die Resilienz und Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells zu stärken. Essenziell dabei ist die Frage nach den wesentlichen Hebeln in der eigenen Wertschöpfungskette: Welche Investitionen leisten einen großen Beitrag zur Transformation?
Vorhaben aus den unterschiedlichsten Bereichen qualifizieren sich als ökologische Investitionen. So z. B. Maßnahmen im Zuge der Kreislaufwirtschaft, Wasserwirtschaft, Green Buildings – sowohl Neubau in energieeffizienter Bauweise als auch Sanierungsmaßnahmen bei Bestandsgebäuden – und die Verbesserung der Energieeffizienz über Investitionen in Technologien und Prozesse, die zu einer Senkung des Energieverbrauchs führen.
Eine immer größere Rolle spielen jedoch auch soziale Investitionen wie beispielsweise in das Gesundheitswesen (Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, …), in Bildungseinrichtungen (Schulen, Kindergärten, …) sowie in Leistbares Wohnen.
RLB NÖ-Wien als Partnerin in der Transformation
Damit Zukunftspotenziale auch tatsächlich ausgeschöpft werden können, stehen Banken den Unternehmen bei ihrer grünen Transformation unterstützend zur Seite. So begleitet die RLB NÖ-Wien – ganz im Sinne der absoluten Kundenzentrierung –Unternehmen mit zertifizierten Berater:innen sowie eigenen Sustainable Finance-Spezialist:innen und informiert ihre Kund:innen aktive über wichtige Neuerungen zum Thema ESG. Zudem setzt die RLB NÖ-Wien bei Sustainable Finance-Produkten vor allem auf mehrwertbringende Lösungen für Unternehmen – ob in Kooperation mit der Österreichischen Kontrollbank, der Europäischen Investitionsbank oder in Form eigener Produkte wie dem Going Green Kredit oder Social Impact Kredit. Mit diesen Produkten werden Unternehmen bei konkreten Investitionsvorhaben mit positiven Effekten auf Umwelt bzw. Gesellschaft begleitet. Ergänzend gibt es den Sustainability-linked Loan, dieser verknüpft eine allgemeine Unternehmensfinanzierung mit nachhaltigen Key Performance Indikatoren (KPIs), beispielswiese die Reduktion von Treibhausgasemissionen oder der Anteil an Erneuerbarer Energie.
Wichtige Praxistipps
Bei ökologischen und sozialen Investitionsvorhaben sollten immer auch die entsprechenden Förderungen mitbedacht werden – vor allem in Hinblick auf die Gewährung von Barzuschüssen. Die Erfahrung zeigt, dass dabei eine möglichst frühe Kontaktaufnahme mit der Bank das Wichtigste ist, um von einer größtmöglichen Auswahl an Förderungen bei der Strukturierung zu profitieren. Unternehmen sollten hier unbedingt eine kompetente Beratung von Sustainable Finance-Spezialist:innen bei ihren Bankpartnern einfordern.
Ökologische und soziale Finanzierungen benötigen zudem einen Nachweis über die positiven erzielten Effekte aus der Investition. Die dafür notwendigen Unterlagen und Information sind oftmals bereits im Unternehmen vorhanden und stellen keinen administrativen Mehraufwand dar. Bei der richtigen Zusammenstellung der Nachweise steht die RLB NÖ-Wien ihren Kund:innen unterstützend zur Seite.
Mag. Felix Mayr, MSc. MBA ist Bereichsleiter der Raiffeisenlandesbank Niederosterreich-Wien und Mitglied des Top Managements im Vorstandsbereich Kommerzkunden. Er verantwortet Produkt Management und Sales von KMU bis Großkunden hat den Lead in Sustainable Finance.
Eva Seidl, MSc. Eva Seidl, MSc. ist Senior Sustainable Finance Consultant in der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien. Gemeinsam mit ihrem Team an Finanzierungs- und Förder-Spezialisten begleitet sie KMU und mittelständische Unternehmen bei der Finanzierung von ökologischen und sozialen Investitionsvorhaben.
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