CSRD-Berichtspflicht: Unbekanntes Terrain für viele Betroffene
Die Zeit drängt, denn die neue Offenlegungspflicht für nicht-finanzielle Themen wird ab dem Berichtsjahr 2025 zusätzlich rund 2.000 mittelständische Unternehmen in Österreich betreffen.
Nach der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) werden künftig Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden mit einem Umsatz über 40 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme über 20 Millionen Euro eine Erklärung zur Nachhaltigkeit im Lagebericht veröffentlichen müssen, der ebenso wie die finanziellen Kennzahlen, von Abschlussprüfer:innen – anfangs mit einer geringeren Zusicherung - geprüft wird. Mit der neuen Berichtspflicht gehen zahlreiche neue Prozesse einher, eine Vielzahl von Kennzahlen muss definiert und erfasst werden, um die teils sehr ambitionierten Anforderungen zu bedienen.
Eine von Mazars Austria in Auftrag gegebene repräsentative Studie Ende 2022 ergab jedoch, dass sich rund 42% der befragten Unternehmen im österreichischen Mittelstand noch gar nicht mit CSRD Maßnahmen auseinandergesetzt haben bzw. kaum Kenntnis von ihren Berichtspflichten als Unternehmen haben.
„Diese Entwicklung ist bedauerlich und wohl auch etwas kurzsichtig“, sagt Michael Dessulemoustier, Geschäftsführer von Mazars. „Wir sind überzeugt, dass Unternehmen, die jetzt nicht in Nachhaltigkeit investieren können, über kurz oder lang dieses Versäumnis spüren werden. Nachhaltigkeit ist längst nicht nur ein Thema für die ganz Großen und ausschlaggebend für den Unternehmenserfolg.“
Obwohl 9 von 10 der befragten Geschäftsführer:innen angaben, dass das Thema Nachhaltigkeit in ihren Betrieben einen hohen Stellenwert hat, haben sechs von zehn Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsbemühungen im Angesicht aktueller Krisen zurückgefahren oder komplett auf Eis gelegt, damit ist das Thema Nachhaltigkeit aktuell Krisenverlierer Nummer Eins.
Im Kontext nachhaltiger Zielsetzungen geht es mittlerweile vor allem um das Erkennen und gezielte Nutzen neuer Geschäftschancen. Denn die Anforderungen von ESG betreffen sämtliche betriebliche Bereiche und damit auch maßgeblich den Unternehmenserfolg. Die langfristige stabile Profitabilität des Unternehmens wird dadurch in hohem Maße beeinflusst. Umso wichtiger ist es, dass die Thematik der Nachhaltigkeit zu einem elementaren Aspekt der strategischen Unternehmensentwicklung werden sollte.
„Den Wert eines Unternehmens bestimmen längst nicht mehr nur die Finanzzahlen“, sagt Dessulemoustier. „Investor:innen, Kund:innen, Stakeholder, aber auch die Mitarbeitenden haben ein Recht auf Transparenz über die Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf die Umwelt und die Gesellschaft.“
Die zugrundeliegenden Regeln und Vorgaben wurden Ende 2022 veröffentlicht, die Methoden sind bekannt und die Umsetzungsprozess auch schon erprobt. Jetzt ist es Zeit, dass sich all die Unternehmen, welche die Reise noch nicht begonnen haben, ehestmöglich mit den neuen Themenstellungen auseinandersetzen. Mit einer intensiven aber konstruktiven Vorbereitung auf die wesentlichen Aufgaben in Sachen Nachhaltigkeitsberichterstattung in den nächsten Monaten, können Stress und vor allem gravierende Fehler im Rahmen der ersten Berichterstattung für der Jahr 2025 vermieden werden.
Michael Dessulemoustier
Geschäftsführer und Partner Mazars Austria