Business Circle: Sehr geehrter Herr Onea, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Auftritt in Paris! Auch wenn es leider nicht ganz geklappt hat. Was denken Sie: Wird ursprüngliche olympische Gedanke inzwischen bei den Paralympics authentischer gelebt als bei den Olympischen Spielen?
Andreas Onea: Herzlichen Dank! In meinem Alter nimmt man Glückwünsche zu jedem Ergebnis an! ;) Ich glaube, dass die Paralympics viel weiter in unsere Gesellschaft ausstrahlen können und die Wahrnehmung von Behinderung nachhaltig verändern können. Das ist die Kraft der Paralympics.
BC: Sie haben damals als jüngster österreichischer Athlet im Aufgebot an den Paralympics 2008 in Peking teilgenommen. Was hat sich in Ihren Augen seit damals in Österreichs Wirtschaftsleben hinsichtlich Zugehörigkeit, Belonging, Produktivität und Motivation von Menschen mit Behinderung getan?
Onea: Ich glaube, dass Behinderung mittlerweile auch öffentlich mehr Platz einnimmt. Aber es muss sich trotzdem noch viel verändern. Vor allem im Hinblick darauf, allen Menschen die gleichen Chancen zu geben und Menschen mit Behinderung Leistung zuzutrauen. Das hängt auch mit dem Bild von Menschen mit Behinderung, das wir in der Gesellschaft haben, zusammen.
BC: Mentale Stärke führt zum sportlichen Erfolg, welche Strategien haben Ihnen dabei besonders geholfen?
Onea: Ganz wichtig ist es im entscheidenden Moment alles abzurufen. Aber ebenso wichtig ist es, nach einer Niederlage, den Kopf nicht hängen zu lassen, ein neues Ziel zu setzen und fokussiert weiter zu machen. Ganz egal in welcher Sache.
BC: Angestellte in einem großen Konzern haben womöglich für ihre berufliche Tätigkeit eine ganz andere Motivationsstruktur (pünktliches Gehalt, keine Überstunden, kein negativer Stress) als ein Spitzensportler in der Wettbewerbsvorbereitung. Welche Lessons Learned aus dem Schwimmen kann man trotzdem anwenden?
Onea: In allen Menschen brodelt ein Feuer. Aber jeder von uns braucht ein anderes Brennholz, also die richtige Motivation. Das zu erkennen und zu bedienen, kann ein absoluter Gamechanger sein.
Im Sport und in der Wirtschaft geht nichts alleine
BC: Sie stehen bei den Paralympischen Spielen zwar im Mittelpunkt, aber es braucht Trainer, Co-Trainer, Zeugwarte, Physiotherapeuten,… alle die, die nicht im Rampenlicht stehen. Und diese sind mindestens genauso wichtig für die Spitzenleistung. Was sind Ihre wichtigsten Ratschläge für Führungskräfte, die in ihrem Beruf zusammen mit Ihrem Team ähnliche Spitzenleistungen wie Sie im Schwimmen erreichen wollen?
Onea: Wir gewinnen und verlieren gemeinsam. Im Sport und in der Wirtschaft geht nichts alleine. Für meinen Erfolg gebe ich natürlich alles. Aber es braucht ebenso viele Menschen die unsichtbar und im Geheimen alles geben. Das zu erkennen und als Asset zu sehen, kann unglaubliche Kräfte freispielen.
BC: Haben Sie in Ihrer Tätigkeit als Moderator und Speaker schon Unternehmen und Organisationen erlebt, die in puncto Inklusion und Zugehörigkeit tatsächlich etwas bewegen? Und was sind Ihrer Meinung nach die Voraussetzungen dafür?
Onea: Ich durfte schon unzählige Unternehmen und Menschen erleben, die es geschafft haben Inklusion selbstverständlich zu leben und damit tief in unsere Gesellschaft zu wirken. Martin Essl ist hier ein perfektes Beispiel. Nicht nur, dass er bei BauMax im gesamten Konzern Menschen mit Behinderung inkludiert hatte, sondern auch jetzt mit seiner Stiftung und den Zero Project Unternehmensdialogen, der Wirtschaft zeigen möchte, dass Menschen mit Behinderung in jeder Hinsicht ein Gewinn sind. Am meisten braucht es dafür einfach nur die Erkenntnis, die ersten Schritte zu setzen.
BC: Abschließend: Auf unserer PEp werden Sie ja vor Personalentwicklern sprechen, welche Botschaft möchten Sie mitgeben? Was sollte sich im Mindset Ihres Publikums bewegen, damit Sie sagen „Der Auftritt hat sich gelohnt“?
Onea: Ich glaube, dass ein Perspektivenwechsel auf die vorhandenen Umstände, im Unternehmen, oder im Leben, hilft Dinge anzunehmen und sogar als Katalysator für Veränderung zu sehen. Ich möchte hier aus meinen Erlebnissen, mit Humor und Emotionen, genau diesen Perspektivenwechsel anstoßen.
BC: Sehr geehrter Herr Onea, Danke für Ihren wertvollen Input! Wir freuen uns schon sehr auf Ihren persönlichen Auftritt auf der PEp!
Andreas Onea ist mit fünf Paralympics-Teilnahmen und zwölf Medaillen bei Großereignissen, Österreichs erfolgreichster Para-Schwimmer. Der Niederösterreicher verlor bei einem Autounfall 1998 als Kind den linken Arm. Den großen Traum einer Paralympics-Medaille erfüllte er sich mit Bronze in Rio 2016. Als Moderator und Speaker möchte er die Inklusion von Menschen mit Behinderung voranbringen und aufzeigen, dass alles möglich ist. Im Rahmen der diesjährigen PEp gestaltet er die „Quer gedacht“ Session als krönenden Abschluss des ersten Konferenztages. Freuen wir uns auf: „Das Leben in die Hand nehmen - mit mentaler Stärke zum Erfolg“.