Manche Menschen betrachten Vertrauen sogar als ein strategisches Asset, welches aktiv gemanagt werden kann. Doch Vertrauen ist mehr als nur ein Attribut oder ein Konzept – es ist ein Prozess, der kontinuierlich abläuft. Daher ist es so, dass Vertrauen nicht einfach wieder aufgebaut werden kann, denn Vertrauen bekommt man, es wird einem von einer anderen Person entgegengebracht. Wie viel Vertrauen man Ihnen entgegenbringt, hängt von den Signalen ab, die Sie an andere aussenden. Zum Beispiel erkennen andere intuitiv durch bestimmte Signale, wie viel Erfahrung Sie haben oder welchen sozialen Status Sie haben. Diese und viele andere Faktoren können das Vertrauen beeinflussen. Wir alle wissen aus Erfahrung, dass Vertrauen schnell zerstört wird und es lange dauert, bis es wiederhergestellt ist. Einer der Gründe dafür ist, dass wir zwar selbst beschließen können, das Vertrauen nach einer Krise wiederherzustellen, dass es aber die andere Person oder Personengruppe ist, die unsere Vertrauenswürdigkeit beurteilt und uns auf Grundlage unseres Handelns vertrauen kann oder nicht. Während man sich vertrauenswürdig verhalten kann, hängt es letztlich von unserem Gegenüber ab, wie viel Vertrauen uns tatsächlich entgegengebracht wird. Es gibt unterschiedliche Arten von Vertrauen. Das Wissen über diese Arten sollte zum Grundwissen für Menschen in Führungspositionen gehören, denn es ist grundlegend für den Einblick in Führungs- und Entscheidungsprozesse.
Dezentrales Vertrauen durch Digitalisierung
Wir alle sind mit zwischenmenschlichem Vertrauen vertraut. Es ist so alt wie die Menschheit und existiert auch zwischen Tieren. Was für uns Menschen jedoch typisch ist, ist das institutionalisierte Vertrauen, das sich durch die Urbanisierung und die Internationalisierung des Geschäfts entwickelt hat. Beide Formen des Vertrauens waren und sind grundlegend für menschliche Beziehungen und Gesellschaften. Doch mit der zunehmenden Vernetzung durch digitale Technologien erleben wir derzeit das Aufkommen einer dritten Form des Vertrauens, nämlich des dezentralen Vertrauens. Während viele Menschen argumentieren, dass das Vertrauen in traditionelle Organisationen abnimmt, beobachten wir mit der zunehmenden Digitalisierung nicht eine Abnahme, sondern eine deutliche Verschiebung von Vertrauen. Wir müssen erkennen, dass sich die Art und Weise, wie in der Gesellschaft über Vertrauen gesprochen wird, verändert. Die neue Interpretation von Vertrauen bewegt sich in der Tat weg vom Vertrauen in Institutionen ("Vertrauenskrise") und konzentriert sich stattdessen mehr auf die Beziehungen zwischen Individuen, so wie dies schon immer der Fall war.
Neues Verständnis von Vertrauen?
Neu ist jedoch, dass dies nicht lokal geschieht, sondern über digitale Netzwerke. Dies führt uns zu einem anderen Verständnis von Vertrauen. Diese neue Form wird dezentrales oder distributives Vertrauen genannt. Es fließt zwischen Menschen durch digitale Netzwerke, Systeme und Plattformen. Dies hat grundlegende Auswirkungen auf unser Verhalten und die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen.
In der Podiumsdiskussion zum Thema "Vertrauen - die Währung im digitalen Wandel" beim CFO Forum am 26. April wird Markus Müller gemeinsam mit Peter Haidenek, CFO bei Croma Pharma und Gerhard Kornfeld, Owner und MD bei Kornfeld Industriebeteiligung, die Regeln, nach denen Vertrauen heute fließt, und was dies für den Erfolg digitaler Geschäftsmodelle und unsere aktuellen Handlungsfelder (z.B. Führung, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Transformation etc.) bedeutet, genauer unter die Lupe nehmen.
Über den Autor
Markus Müller, MBA ist seit März 2023 Partner für Digital Advisory and Transformation bei TPA und zeichnet sich für den nachhaltigen Auf- und Ausbau dieses Bereiches verantwortlich. Der international tätige Berater war zuvor als Senior Vice President bei einem global führenden Energie- und Automatisierungsunternehmen tätig.