Business Circle: Liebe Verena Binder-Krieglstein, lieber Christian Trübenbach, zu Beginn etwas Persönliches: wie lange sind Sie schon bei A1 bzw. Great Place To Work® und was ist das Schöne an Ihrem Beruf (oder Ihrer Berufung)?
Verena Binder-Krieglstein: Ich bin nun seit 8 Jahren bei A1. Aufgrund der vielen Chancen und Veränderungen, die mir von Beginn an geboten wurden, ist die Zeit wie im Flug vergangen. Neben dem A1 Team an sich, ist das Schöne, dass ich mich laufend weiterentwickeln durfte und hierfür auch entsprechende Unterstützung erhalten habe.
Christian Trübenbach: ich bereits seit 7 Jahren hier in Österreich bei Great Place To Work®, davor einige Jahre auch schon in Deutschland. Was mich begeistert ist, dass ich Unternehmen helfen kann, ein ganz besonderer Arbeitgeber zu werden bzw. dies nach außen sichtbar zu machen.
BC: In Ihrem Workshop-Beitrag geht es um Female Empowerment: Wie kann man bestehende weibliche Führungskräfte dazu motivieren, Mentorin und Coach zu sein?
Verena Binder-Krieglstein: In einem ersten Schritt durch Wissen. Nur wenn wir Transparenz für die aktuelle Situation und Ziele schaffen, gelingt es das Engagement von Frauen wie Männer für Female Empowerment zu gewinnen. Ist das Know-How vorhanden, kommt der Rest in der Regel fast von selbst.
BC: Daran anschließend: Mentoring, Karrierechancen und Entwicklungsmöglichkeiten machen jedes Unternehmen als Arbeitgeber attraktiver, egal, wer sich gerade bewirbt. Wo ist da die spezifische Wirksamkeit für Frauen?
Christian Trübenbach: Unsere Forschungen zeigen ganz deutlich: Frauen haben etwas andere Bedürfnisse an ihren Job. Das Wichtigste ist vor allem integre Führungskräfte, die wertschätzend auf die Mitarbeitenden eingehen und sich ethisch fair verhalten. Am zweitwichtigsten ist die Sichtbarkeit, und das betrifft vor allem die Möglichkeit, Führungsverantwortung gleichberechtigt übernehmen zu können.
Durch ein authentisches Employer Branding nach außen strahlen
BC: Wie und über welche Kommunikationsanlage sollten Unternehmen sich nach außen positionieren, um für Frauen im War for Talents als Arbeitgeber interessant zu sein?
Christian Trübenbach: Auch hier sehen wir ganz deutlich, dass es um Authentizität geht. Wenn Unternehmen die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen verstanden haben, dann strahlt das Unternehmen auch nach außen, durch ein authentisches Employer Branding. Das machen wir von Great Place To Work® beispielsweise durch unsere Auszeichnung Best Workplaces™ for Women sichtbar.
Verena Binder-Krieglstein: Die Reise beginnt hier eindeutig intern. Erst wenn Maßnahmen nachhaltig und authentisch gesetzt sind und Mitarbeiter:innen sich auf diese „verlassen“ können sowie anfangen positive Effekte zu spüren, sollte man sich Gedanken zum externen Auftritt machen. In unserem Fall ist hier keine ausgeklügelte Strategie dahinter – wir erzählen einfach, was wir tatsächlich tun!
BC: In Österreich gibt es Kollektivverträge, welche eigentlich sicherstellen, dass es für gleiche Arbeit gleichen Lohn gibt, wie kommt dann der Gender Pay Gap zustande?
Christian Trübenbach: Da klaffen häufig leider Plan und Wirklichkeit auseinander. In Zahlen ausgedrückt: der Gender Pay Gap liegt sogar gut 6% über dem europäischen Durchschnitt von ca. 12%. Studien zeigen, dass Männer risikofreudiger sind, und auch in Gehaltsverhandlungen „dicker“ auftragen als Frauen. Da kann der Betrieb aber leicht entgegenwirken und faire Spielregeln einführen, an die man(n) sich dann auch halten muss.
BC: Seit Corona gibt es mehr Home-Office, dadurch auch mehr Flexibilität, hatte das in Ihrer Beobachtung positive Effekte auf Female Empowerment?
Verena Binder-Krieglstein: Eine höhere Flexibilität hat für uns alle einen positiven Effekt. Sofern Mitarbeiter:innen mit gewonnenen Freiheitsgraden respektvoll und fair umgehen, werden sich diese in der Regel immer in gesteigerter Effizienz, hohen Commitment und Engagement zeigen. Aus meiner Sicht ist ein guter Mix der Erfolgsfaktor. Spätestens seit Corona wissen wir, dass das Team und die Mitarbeiter:innen die wichtigste Ressource jedes Unternehmens sind. Vertrauen und Teamspirit müssen allerdings gepflegt werden. Online gelingt das mäßig. Frauen sollten zudem aufpassen, dass die Vereinbarkeitsthematik durch den Home-Office-Joker nicht wieder stark in ihre Verantwortung übergeht.
BC: Abschließend: Christian Trübenbach, Sie waren 2013 zum ersten Mal bei Business Circle uns seitdem regelmäßig, seit einiger Zeit auch als Vortragender, was bewegt Sie, immer wieder zu kommen?
Christian Trübenbach: Ich schätze die Möglichkeit, bei Ihnen über Trendthemen sprechen zu können. Und DEI ist sogar weit mehr als ein Trendthema. Das bringt Unternehmen auch wirtschaftlich viel weiter nach vorne, wir nennen das den Great Place To Work® FOR ALL™ Effekt.
BC: Vielen Dank für dieses Gespräch, wir freuen uns, Sie beide bei uns zu begrüßen!
Verena Binder-Krieglstein ist Psychologin und HR-Expertin für menschenzentrierte Designs. Ihr Weg bei A1 begann Ende 2016 als Arbeitspsychologin und ging seither kontinuierlich weiter. Aktuell verantwortet Verena als Head of Employee Experience die Themen Employee Journey, Employer Branding, Recruiting, Interne Mobilität und Gesundheitsmanagement. Zudem ist sie Lead bei Diversity@A1 und treibt erfolgreich die Frauenförderungsinitiativen.
Christian Trübenbach ist Senior Manager, Senior Culture Coach und zertifizierter Agile Coach bei Great Place to Work® Österreich. Seit über 20 Jahren begleitet er Unternehmen strategisch in der Entwicklung ihrer Unternehmenskultur und setzt dabei auf gemeinsame Reflektion von Befragungsergebnissen und das Empowerment für die eigene Potentialentfaltung.
Beim Inclusive Business & DEI Excellence Summit am 3. / 4. Juni 2024 gestalten sie gemeinsam einen Workshop zum Thema „Female Empowerment - mehr als ein Schlagwort“