Die beiden Vortragenden präsentierten Fälle aus der Praxis, die zeigten, dass bei Finanzierungen in der Schieflage es nicht immer der beste Weg sein muss, die Angelegenheit gerichtlich zu regeln. Die Vorteile einer gerichtlichen Einigung liegen dabei auf der Hand: Alles ist gesetzlich sauber geregelt und in der Nachbereitung ist weniger Uneinigkeit zu erwarten. Eine außergerichtliche Lösung kann vor allem dann attraktiv sein, wenn beide Seiten an einer zukunftsorientierten und nachhaltigen Lösung interessiert sind, was nicht zuletzt auch von einem guten Beraterteam positiv beeinflusst werden kann.
Die heutigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Bis zum Frühjahr 2022 beherrschte Das Corona-Virus und die Maßnahmen zur Eindämmung dessen nicht nur die Nachrichten, sondern auch das Wirtschaftsleben. Es gab niedrige Zinsen, niedrige Inflation und durch die EZB Anleihekaufprogramme eine große Liquidität im Markt. Im Vergleich zu Investitionsalternativen wurde eine hohe Wertsteigerung bei Immobilien erwartet. Auch Kredite waren, leicht zugänglich. Dann kam der 24. Februar 2022 und Russlands Einmarsch in der Ukraine. Innerhalb weniger Tage verschwanden alle Inzidenzwerte und Infektionszahlen aus der Berichterstattung, es gab einen Preisschock für Energie und die in den Markt gepumpte Liquidität resultierte in Inflationsraten wie man sie seit der Ölkrise anfangs der 1970er Jahre nicht mehr kannte. Zusammen mit weiteren geopolitischen Spannungen ergab sich nun zu einem toxischen Mix, der dazu führt, dass Betongold kein Betongold mehr ist. Bei halbfertigen Immobilienprojekten stellt sich die Frage, wie es weitergeht, weil die Bau- und Rohstoffkosten massiv gestiegen sind. Und auch bei Auch bei fertigen Projekten baucht der Verkaufsprozess jetzt deutlich länger als ursprünglich geplant, wodurch viele totes Kapital entstanden ist.
Wie geht es weiter, was bringt die Zukunft?
Auch wenn es viele Fragezeichen gibt, wird sich die Lage sicher wieder bessern. Vor dem Hintergrund seiner inzwischen 20-jährigen Erfahrung in der Krisenberatung warnte Dr. Benes allerdings davor, zu optimistisch zu sein. Gerade in der Führungsebene gibt es bei den Zukunftserwartungen oft einen gewissen Bias in die positive Richtung. Schließlich ist es die Aufgabe des Managements, optimistisch zu sein, an den eigenen Erfolg zu glauben und das auch intern und extern zu kommunizieren. Viele stehen jetzt in der Krise ohne einen Plan B da, weil sie eben weder Corona, noch den Ukraine-Krieg antizipiert haben. Rechnerisch sind derzeit viele Immobilienunternehmen überschuldet, insbesondere, solche, die nicht über massive Eigenmittel verfügen. Hier gilt es klug und vorausschauend zu handeln, damit man sich nicht plötzlich mit der Situation konfrontiert sieht, dass das Cash ausgeht und man mit dem Rücken zur Wand steht.
Abschließend stellten Karoline Hofmann und Marcus Benes noch drei Fallstudien vor. Diese hatten gemeinsam, dass zwar anfangs alles schief gegangen war, was eigentlich schief gehen kann, aber letztendlich immer gute und tragfähige Lösungen gefunden wurden. Manchmal muss man am Rand der Insolvent auch etwas Glück haben, was hier vor allem heißt: Gute Berater, einen Insolvenzverwalter mit Hands-on Mentalität und Gläubigervertreter, die an einer einvernehmlichen und zukunftsweisenden Lösung interessiert sind. Gleichzeitig sollte man sich aber auch nicht zu sehr auf sein Glück verlassen, sondern möglichst rechtzeitig die entsprechenden Vorbereitungen treffen. Das gilt natürlich umso mehr in Fällen, „die ein paar Nullen mehr hinten haben“.
Die drei Fälle die präsentiert wurden, konnten alle erfolgreich und außergerichtlich gelöst werden, es gibt also gangbare Alternativen zu Gerichtsverfahren und auch schwierige Transaktionen können in einem krisengeprägten Marktumfeld zu einem guten Ende gebracht werden.
Beim anschließenden Frühstück blieben Vortragende und Publikum noch lange zusammen, um sich weiter in Gespräche zu vertiefen.
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